Piz Cambrena (3606 m) – Diavolezza Express

Mit Matthias                                                                                                                                                                                                                19/07/14

Piz Cambrena, Diavolezza Express, Arlasgrat, Piz Arlas
Die Tour im Überblick: Rechts durch die Wand hoch, über die Firngipfel des Piz Cambrena und links über den Arlasgrat runter

Nach einer für Hüttenverhältnisse guten Nacht im Berghaus Diavolezza geniessen wir um 4 Uhr das Frühstücksbuffet - warme Gipfeli gibt es schliesslich nicht vor jeder Tour! Um 4:40 Uhr, kurz bevor es dämmert, gehen wir den bekannten Weg um den Piz Trovat zum Persgletscher, wo wir uns anseilen und Steigeisen montieren. Nun folgen wir der gut ausgetretenen Spur Richtung Piz Palü bis anfang der Spaltenzone und ziehen dann steil links hoch zur Cambrena Westwand. Der Bergschrund hat zum Glück noch eine dicke, gut tragende Schneebrücke und stellt kein Problem dar. Dort wo der Firn endet und die Wand beginnt, treffen wir auch schon auf die ersten Bohrhaken. Um 6:20 klettern wir los. Obwohl es ein sehr heisser Tag ist, sind die Temperaturen in der schattigen Wand eher frisch und so ziehen wir am Stand ab und zu die Handschuhe an. Trotzdem ist es weniger kalt als befürchtet und die Daunenjacke kann im Rucksack bleiben.

Piz Cambrena, Diavolezza Express, Arlasgrat, Piz Arlas
Steile Stelle in der fünften Seillänge

Auf den ersten Metern fällt mir das ungewohnte Klettern mit Bergschuhen und grossem Rucksack etwas schwer, der feste Fels bietet aber spannende Kletterei, die mit guter Technik oft kraftsparend gelöst werden kann. Nach den ersten zwei Seillängen im ca. 4. Grad und einer etwas leichteren, ist die 4. Seillänge deutlich schwerer und anstrengender, was durch den nassen Fels noch etwas verschärft wird. Wiederum ist die Kletterei aber äusserst spannend mit Rissen und Schuppen, und kann dank sehr guter Bohrhakenabsicherung auch entspannt angegangen werden. Die 5. Seillänge führt erst über Gehgelände und ein kleines Firnfeld, wird dann aber ordentlich steil. Dank Verspreizmöglichkeiten und guten Griffen wird die Kletterei trotzdem nicht allzu anstrengend - erst die letzten Züge bis zum Stand gehören wohl zu den wenigen Stellen die den 6. Grad erreichen. 

Piz Cambrena, Diavolezza Express, Arlasgrat, Piz Arlas, Band Wandmitte
Das Band in der Wandmitte

Nun sind wir am linken Ende des von weitem sichtbaren Bandes, das wir nach rechts queren müssen. Hier liegt zum Glück guter Trittfirn, so dass wir auf die Steigeisen verzichten können. Zwei Bohrhaken würden hier bei einem Ausrutscher auch einen einen Totalabsturz verhindern. Am Ende des Bandes geht es nun 2 Seillängen direkt und relativ steil hinauf. Die Kletterei ist wiederum sehr schön und nur ganz selten etwas lose, aber doch deutlich schwieriger als vor dem Band. Die plattige Stelle nach dem kleinen Dach am Ende der 8. Seillänge empfinden wir als die schwierigste der Route. 

Schöne Kletterei in kompaktem Fels im oberen Teil der Wand
Schöne Kletterei in kompaktem Fels im oberen Teil der Wand
Piz Cambrena, Diavolezza Express, Arlasgrat, Piz Arlas
Am Ausstieg aus der Westwand

Im folgenden leichten Blockgelände verlieren wir die Route und bauen deshalb selber Stände. Weiter oben kommen wir wieder auf die Route und finden den letzten Stand, von dem dann aber noch über einen ordentlich schwierigen Aufschwung geklettert werden muss. Hier gehen wir am kurzen Seil weiter über (z.T. sehr) lose Felsen und kommen um 10:45 zum Firn. Nach montieren der Steigeisen und einem Snickers steigen wir über perfekten Trittfirn zum Westgipfel des Piz Cambrena auf, wo wir um 11:30 ankommen. Nun geniessen wir die Sonne und das perfekte Wetter und machen gemütlichen Gipfelrast.  Anschliessend gehen wir hinüber zum Ostgipfel und dann hinunter zum Arlasgrat, wobei wir froh sind, auf Fels zu kommen, denn unterdessen ist der Schnee aufgeweicht und wir sinken tief ein. Die leichte Kletterei am meist festen und zum Teil ziemlich exponierten Grat ist ein Genuss. Einmal seilen wir 25 m ab, sonst gehen wir alles am kurzen Seil bis zum Nordgipfel des Arlasgrates, wo wir uns losseilen. Von hier kennen wir den Weg von der Tour des Vortages. Nach leichten Felsen kommt eine Firnflanke, die wir dank weichem Firn mit einiger Vorsicht ohne Steigeisen hinter uns bringen. Über einen Schuttweg geht es recht bequem weiter, bis am Schluss nochmals eine wegen weggeschmolzenem Gletscher mühsam gewordene Stelle überwunden werden muss. Vom Vortag wissen wir, dass man hier am besten über lose Felsen und Schutt absteigt/rutscht anstatt die Abseilstelle oder die Eisenbügel zur Hilfe zu nehmen. Schliesslich gehen wir über den Firn und dann schon etwas müde über Geröll und Schneefelder am Piz Trovat vorbei zur Diavolezza, vor wir kurz nach halb 3 (2:50 h vom Cambrena Westgipfel) ankommen. Nun geniessen wir Bier und feinen Kuchen, bevor es mit Bahn, Postauto und Bus nach Pontresina geht. Eine super Tour, bei der wir uns wegen perfektem Wetter und besten Bedingungen immer im Komfortbereich bewegten.


Gipfel:            Piz Cambrena
Route: Diavolezza Express
Ausgangspunkt: Berghaus Diavolezza
Höhe: 3606 m
Schwierigkeit: 5+/6-

Karte/Führer

Piz Bernina 1277 und La Rösa/SAC Alpinführer Bünder Alpen 5/ und hier