Chli Spannort (3134 m) – Nordwandcouloir

Charakter: Anspruchsvolle Tour, die Erfahrung in Eis- und Mixedkletterei erfordert. Die skitechnischen Anforderungen sind je nach Aufstiegs- Abfahrtroute einfach bis mittel (Erstfeldertal) oder mittel bis anspruchsvoll (Meiental). Bei guten Sulzbedingungen geniesst man eine herrliche, steile Abfahrt ins Meiental; im Winter hat man oft gute Pulverbedingungen hinunter ins Erstfeldertal.

Ausgangspunkt: A) bei sicheren (Frühlings-)bedingungen: Gorezmettlen (grosser Parkplatz nach der Brücke beim Punkt 1613 m). 

B) im Hochwinter: Sagerberg im Erstfeldertal (oder falls die Strasse geräumt ist Bodenberg, Bewilligung erhältlich am Bahnhofskiosk Erstfeld). Je nach zu Verfügung stehender Zeit und Kondition kann man die Tour an einem Tag machen oder im warmen und super eingerichteten Winterraum der Kröntenhütte übernachten (bei der Planung bedenke man das nicht unerhebliche Gepäck mit Eisgeräten und Sicherungsmaterial).

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Aufstieg zur Kröntenhütte in der Abenddämmerung

In den Weihnachtsferien 2017 ergibt sich ein zweitägiges Schönwetterfenster. Da mein Tourenpartner am ersten Tag nur den Nachmittag zur Verfügung hat und ich am zweiten Tag am späteren Nachmittag an einer Familienfeier erwartet werde, entscheiden wir uns für eine Übernachtung in der Kröntenhütte. Vom kleinen Parkplatz in Sagerberg geht es erst auf der Strasse bis Bodenberg und von dort den leicht bewaldeten Hang Ribi hinauf, bis man hinüber in den Wald auf den Wanderweg quert. An einer Alp vorbei gelangt man zum unbewaldeten Hang Eien.

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Beim Gross Stein wird es Zeit für die Stirnlampen

Weiter geht es am Gross Stein vorbei zur Päuggenegg, wo man die Felle abzieht und gut hundert Höhenmeter zur Hütte abfährt. die Orientierung ist im Dunkeln weniger einfach als sie auf der Karte scheint. Wir haben bei der Wegplanung geschlampt (nicht zum letzten Mal auf dieser Tour...) und sind an der Hütte vorbeigefahren. Der Wegweiser der den Weg zur Leutschachhütte weist kann als Orientierungshilfe dienen - die Hütte liegt genau in Gegenrichtung. Ansonsten  ist der Fulbach hilfreich, da man diesen auch bei viel Schnee bemerkt und dann weiss, dass man zu weit gegangen ist. Wir sind überrascht vom Komfort der uns auf der Hütte erwartet. Der Schuhraum ist elektrisch geheizt, wie auch der Essraum (es gibt keinen eigentlichen Winterraum). Hier im Essraum befindet sich auch einen elektrischen Herd mit zwei Kochplatten sowie Getränke und Snacks (gegen ein Bier haben wir natürlich nichts einzuwenden :-).

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Im Aufstieg zum Glattfirn; die Sonne bescheint die Sunnigen Stöck, während die Kröntenhütte noch im Schatten liegt.

Am nächsten Tag geht es erst flach am Obersee vorbei und anschliessend ziemlich steil hinauf auf den Glatt Firn. Da die Bedingungen sehr sicher sind, wählen wir die direkte Variante; hier könnte man auch zum Punkt 2115 unterhalb des Oberseemänndli ausholen. Kurz vor dem Glatt Firn erreicht man eine steile, abschüssige und felsdurchzogene Hangtraverse, die je nach Bedingungen oberhalb umgangen werden muss. Der Aufstieg über den Glatt Firn ist dann eher monoton, dafür bekommt man hier endlich etwas Sonne, und das Panorama wird immer besser.

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Steile und mitunter lawinengefährderte Hangtraverse vor dem Glatt Firn. Im Hintergrund das Gross Spannort - ebenfalls eine lohnenswerte Skitour.
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Die Szenerie auf dem Glatt Firn mit Chli (links) und Gross Spannort (rechts) erinnert an die Antarktis.
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In der Traverse, kurz bevor es steil wird

Dann aber wird es spannend. Erst mit den Ski, dann zu Fuss nähert man sich dem Nordwandcouloir des Chli Spannort. Eine gute Übersicht über die Route finden man hier auf Cornels Suters Webseite, oder in Marcel Dettlings Bericht. Wo genau man Skidepot macht, hängt von den Bedingen ab, bei uns war der Schnee sehr tief und die Passage über der markanten Felsnase fast senkrecht, so dass wir einen grossen Teil der Traverse zu Fuss hinter uns brachten.

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Im zweiten Teil der Traverse beim Zustieg zum Couloir

Nach der Nase wird das Gelände wieder flacher und man quert unterhalb der Felswand bis zu einer deutlichen Felskante. Hier war bei uns  ein neues Fixseil befestigt, so dass (zumindest vorerst) deutlich war, wo es hoch geht. 

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Im noch eher leichten Aufstieg zum eigentlichen Couloir ist ein Fixseil befestigt.

Hier entlang des Fixseils ist das Gelände nicht allzu steil und eher einfach. Am oberen Ende des Fixseils befindet sich eine senkrechte Felsstufe - Achtung, die bessere/ einfachere Route  geht nicht hier hoch sondern quert unterhalb der Felswand nach rechts bis zum einem markanten Couloir! Wir aber stehen wegen meiner Weihnachtsfeier etwas unter Zeitdruck und nehmen uns zu wenig Zeit, nochmals genau hinzuschauen. Ausserdem sieht es hier durchaus machbar aus. Die Kletterei stellt sich  allerdings als sehr brüchig und steil heraus und statt griffigem Eis liegt nur Pulverschnee. Mein Kletterpartner kämpft sich aber beherzt hoch und richtet oben mittels Holzscheit einen Stand ein, an dem er mich nachsichern kann - danke!

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Im Zustieg zum eigentlichen Couloir
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Ein vergrabenes Holzscheit mit einer Schlinge dient uns als Standplatz und Abseilstelle.
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Nach der Stufe wird das Gelände leichter, aber bleibt heikel. Hier kommt man aber bei "richtiger" Routenwahl nicht vorbei.

Die schwierige Passage ist nur kurz und es folgt zwar immer noch heikles und brüchiges Gelände, das aber mit der nötigen Vorsicht gut machbar ist. Anschliessend geht es anstrengend aber einfach die steile Schneeflanke hoch hinauf auf das breite, flache Gipfelplateau, und über dieses zum Gipfel, vom welchem man bei entsprechendem Wetter eine fantastische Aussicht hat.

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Die letzten steilen Meter zum Gipfelplateau
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Genussvolle Abfahrt über den Glatt Firn

Wenn man zweimal abseilt (einmal an eigenem Stand, einmal am Fixseil) ist man zügig zurück beim Skidepot, und über den  Glatt Firn geht es natürlich auch ruck zuck. Unten beim Obersee müssen dann nochmals die Felle aufgezogen und rund hundert Höhenmeter Gegensteigung zurück gelegt werden. Konsequent und stur wie wir andienen Tag sind, versuchen wir eine "Abkürzung" zu finden, was natürlich nicht funktioniert sondern sturz- und fluchreich in den Schrofen und Gebüschen der Päuggen endet, bis wir einsehen, dass nicht darum herum führt zur Päuggenegg aufzusteigen... Von dort geht es dann aber reibungslos hinunter zum Auto in Sagerberg.


Zeit Aufstieg Ca. 3h zur Hütte, 3-4h zum Einstieg, 1h zum Gipfel
 Höhenmeter: 1250 m + 1250m
Anforderungen: Erfahrung im Eis und Mixedgelände

Ausrüstung:

 

 

 

Steigeisen und Eisgeräte, Sicherungsmaterial abhängig von den Verhältnissen und Routenwahl. Dabei hatten wir: 50 m Seil und Reepschnur zum Seilabziehen, Holzscheit, Eisschrauben, 2 Cams, Keile, Expressen. Gebraucht haben wir Seil und Holzscheit

Karte:

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