Dom (4546 m) - Tages-Skihochtour

Mit Holmger                                                                                                                                                      24/06/23

Skitour, Skihochtour, Viertausender, Dom, Wallis, Randa, Tagestour, in einem Tag auf dem Dom
Der Dom, aufgenommen von der Lenzspitze im Juli 2016

Eigentlich stand eine Nordwandtour auf dem Plan, doch angesichts des im Verlauf der Woche geschwundenen Firns und der hohen Temperaturen waren die Bedingungen unseres vorhersehenden Tourenziels zweifelhaft. Für grosses Plan-B-Schmieden bleibt am arbeitsreichen Freitag keine Zeit mehr, so entscheiden wir uns (auch dank tollen Skibedingungen am Rimpfischhorn des vergangenen Wochenendes), nochmals eine Tages-Skitour zu machen – diesmal auf den Dom. 

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Abendspaziergang und Rekognoszieren in Randa

Wie die Woche zuvor nehmen wir uns in Frutigen eine Pizza zum Verzehr im Autoverlad mit und reisen ohne nennenswerten Verkehr nach Randa, wo wir nach einem kurzen Abendspaziergang auf dem Parkplatz neben der Kirche im Auto übernachten (unterdessen nicht mehr erlaubt!).   Da wir vom vergangenen Wochenende genau wissen, dass auch im Tagesverlauf kein Lawinenrisiko besteht (oben Pulverschnee, unten kein Schnee) und ein gewitterfreier Tag mit starkem Nordwind in der ersten Tageshälfte angesagt ist, entscheiden wir uns für einen  relativ späten Start. Dies ist jedoch nur sehr selten so zu empfehlen. 

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Das Weisshorn – gibt es einen schöneren Berg?

Um 4:30 starten wir also mit unseren schweren Säcken auf dem Rücken, der Weg ist von Beginn weg steil. Die Temperaturen sind aber angenehm und meine Beine fühlen sich gut. In sehr gemütlichem Tempo steigen wir höher, während der Morgen das Weisshorn in rotes Licht taucht. Auf Höhe der Europahütte begleitet uns eine überhaupt nicht scheue sondern recht vorwitzige Steinbockherde. Amüsiert sind wir auch über die Zeitangaben auf den Wegweisern, die immer länger werden, je höher wir kommen...

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Der Domhüttenweg ist steil und direkt.

Nun geht es noch steiler über den mit Eisenbügeln, Drahtseilen und Leitern versehenen Felsriegel aufwärts. Aus verschiedenen Gründen machen wir etwas mehr und längere Pausen als gewöhnlich. Kurz vor 9:00 kommen wir bei der Domhütte vorbei und erreichen über den meist sehr bequemen Pfad auf ca. 3200 m den Festigletscher – die ersten 1800 m wären also geschafft!

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Kurz vor Erreichen des Festigletschers; die Windfahnen auf dem Festigrat bestätigen den vorhergesagten starken Nordwestwind.
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Endlich auf den Ski unterwegs

Wir deponieren unsere Trailschuhe, ziehen die Felle auf, legen den Gletschergurt an und starten endlich den Skitourenteil mit nun deutlich leichterem Rucksack. Die ersten Schritte fühlen sich für mich etwas zäh an – so ist wohl beim Triathlon der Wechsel vom Radfahren zum Laufen. Nach wenigen Metern geht es dann aber richtig locker, der Schnee ist hart und griffig, so dass auch die steileren Passagen zu Beginn kein Problem darstellen. Da sich am linken Rand des Gletschers eine Art Rinne ohne Spalten gebildet hat, verzichten wir vorerst noch darauf, uns anzuseilen. So gelangen wir effizient zum Felsriegel unterhalb des Festijochs, wo wir den Helm aufsetzen und die Ski aufbinden.

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So macht es Spass – Sommerskitouren in unserem geliebten Walliser Hochgebirge
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Nette Kraxelei zum Festijoch hinauf

Die leichte Kraxelei zum Festijoch bietet eine willkommene Abwechslung. Steigeisenkratzer, Abseilmaillons und ein Haufen zurückgelassenes Material weisen den Weg. Ganz zuletzt bauen wir einen unnötig schweren Kletterzug ein, der mir aber trotz dem ganzen Gepäck Spass macht – es wird langsam Zeit, für felslastige Hochtouren! Etwa um halb 12 erreichen wir das Festijoch (3722 m). Ursprünglich hatten wir erwogen, über den Festigrat zum Gipfel zu steigen. Der starke Wind spricht aber dagegen, zudem hätten dies bedeutet, dass wir die Ski für insgesamt etwa 2700 Höhenmeter auf dem Rücken tragen würden. Wir sind uns schnell einig, den voraussichtlich windgeschützteren Normalweg unter die Ski zu nehmen.

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Aufstieg über den Hobärggletscher, wir folgen hier der Abstiegspur der Italiener (Foto: H. Ullrich)

Der Bergschrund zwischen Festijoch und Hobärggletscher ist gut geschlossen, und nach einem Verlust von ca. 80 Höhenmetern befinden wir uns –  nun am Seil – im Aufstieg durch die eindrückliche Gletscherlandschaft. Noch schwach erkennbare Skispuren helfen uns bei der  Routenwahl zwischen den wenigen, teilweise aber riesigen Spalten hindurch. Die Schneeoberfläche ist hart und glatt, wir kommen zügig voran und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir den Gipfel erreichen werden, denn die Beine fühlen sich noch immer gut an. Wir wechseln ein paar nette Worte mit einer italienischen (?) Seilschaft, die uns bei ihrem Fussabstieg kreuzt. Nach einer riesigen Linksschleife bis unterhalb des Gipfel der Lenzspitze queren wir wieder zurück Richtung  Südwesten. "Noch 500 Höhenmeter – 500 gehen immer", erinnern wir uns an unser Motto.

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Die letzten Schritte zum Gipfelkreuz – hier treffen wir auch auf die Spuren zweier Seilschaften, die heute zu Fuss über den Festigrat aufgestiegen sind (Foto: H. Ullrich)

Doch zu früh gefreut, denn ab jetzt wird der Schnee plötzlich unglaublich mühsam zu spuren. Entweder eisig hart oder tief und windgepresst – in beiden Fällen müssen die Skikanten hart in den oftmals ziemlich steilen Hang gerammt werden, damit sie nicht wegrutschen. Skispuren sehen wir hier auch keine mehr. Zudem nervt das Seil – Holmger zieht daran, weil ich vorne zu stark ziehe, ich wiederum vergesse, nach den Spitzkehren zu warten, bis er ebenfalls um die Kurve ist. Nach Montage der Harscheisen geht es etwas besser, aber mit schon vorermüdeten Beinen kommen wir bei diesen Bedingungen nur sehr schleppend voran. Die letzten 40 Höhenmeter legen wir schliesslich zu Fuss zurück – teilweise bis zu den Hüften im Schnee versinkend. Beim Erreichen des Gipfels schaffen wir gerade noch ein müdes Lächeln...

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Etwas müde bei der Gipfelrast (Foto: H. Ullrich)

Etwas apathisch sitzen wir auf dem Gipfelgrat und versuchen, etwas zu essen. Da mir kurz unter dem Festijoch die ganze Wasserflasche ausgelaufen ist, esse ich Schnee und stopfe welchen in die Flasche – in der Hoffnung, er würde während der Abfahrt schmelzen. Der Wind hat wie prognostiziert nachgelassen, was die Rast sehr angenehm macht. Herrlich – so ganz allein hier oben zu sitzen und auf die je eigentlich ebenfalls hohen Berge herunter zu schauen. Es ist schon 15:30 als wir das Seil verstauen und uns an den Abstieg zu unseren Ski machen. Sorgen bereitet uns die fortgeschrittene Zeit aber keine – die Tage sind ja lang und der Schnee würde hart bleiben. 

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Immer schön der Aufstiegsspur folgen – die dicht gesetzten Stockspuren und Ausrutscher zeugen von unseren Aufstiegsmühen.
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Allein in der eindrücklichen Gletscherwelt
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Genussreiche Sulzabfahrt mit Blick auf das Weisshorn
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Gebührender Abstand zur Seraczone
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Da kann man einfach nur Grinsen (Foto: H. Ullrich)
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Mit etwas Tempo über die noch gut eingeschneite Spalte; im Hintergrund sieht man die Spur zum Festijoch.
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Letzter Gegenanstieg zum Festijoch.

Als wir für die Gegensteigung zum Festijoch die Felle anziehen, ist es so richtig heiss. Der Schnee ist weich und rutschig und deshalb etwas mühsam, insgesamt fällt mir der Gegenanstieg aber leichter als erwartet. Oben angekommen trinke ich den unterdessen etwas geschmolzen Schnee in meiner Flasche und nach Aufbinden der Ski machen wir uns an das Abklettern. 

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Nun werden die Ski wieder aufgebunden.
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Nach dem Abstieg vom Festijoch winken nochmals ein paar Höhenmeter Sulzabfahrt.

Seit der Tour über die Mönch-Nordostwand weiss ich, das abkletten mit Ski unglaublich mühsam ist, weil sie – egal ob man rückwärts oder vorwärts absteigt – immer irgendwo anstossen. Zum Glück ist die Passage  leicht und nur kurz, so können wir trotz allmähliche aufkommender Müdigkeit das Seil im Rucksack lassen.  

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Im Abstieg, Blick zurück zur Domhütte

Wir geniessen nochmals ein paar angenehme Abfahrtsmeter, auch wenn der Schnee nun ab und zu bremst. Am Gletscherende gönnen wir uns dann eine ausgiebige Pause, füllen Wasser nach und trocknen unsere Socken. Ich bin hungrig, habe aber wenig Appetit, weshalb ich immer noch einen guten Teil meines eigentlich eh schon knapp bemessenen Proviants mit mir rumtrage. Schliesslich stopfen wir Gletschermaterial und LVS in die Säck, binden Ski und Schuhe auf und machen uns an den Abstieg. Bei der Domhütte wechseln wir einige Worte mit verschiedenen Seilschaften, die sich hier in wunderschöner Abendstimmung für die Nacht einrichten, um am nächsten Tag  aufzusteigen.

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Schöne Abendstimmung beim Fussabstieg.

Der Abstieg über den Klettersteig ist natürlich mit den Ski auf dem Rücken mühsamer als ohne.  Aber was für eine schöne Abendstimmung! Dadurch, dass wir hier langsam und manchmal sogar rückwärts gehen, schonen wir immerhin unsere Oberschenkelmuskeln. Jedenfalls fühlen sie sich erstaunlich lange ziemlich gut an. Bei der Europahütte gönnen wir uns nochmals eine lange Pause mit Bier und Wasser; nach etwas hin und her bekommen wir auch noch eine sehr feine Tomatensuppe mit Brot. Das tut gut!

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Dito (Foto: H. Ullrich)
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Bei der Europahütte warten Bier und eine feine Tomatensuppe.

Die verbleibenden 800 Höhenmeter Abstieg gehen dank der Pause dann auch noch flüssig vonstatten. Am Schluss nerven mich zwar die schwüle Hitze und die mir ins Gesicht fliegenden Falter, aber die Freude überwiegt klar. An einem Tag von Randa auf den Dom zu steigen hatte ich eigentlich schon länger im Hinterkopf, aber dies im Sommer mit den Ski zu tun, davon hatte ich doch Respekt. Toll, hat es heute trotz nicht ganz leichten Bedingungen geklappt. Belohnt wurden wir durch eine einsame Tour bei bestem Wetter – an diesem oft sehr überlaufenen Berg wirklich ein Privileg!


Gipfel:           Dom (4546 m)
Ausgangspunkt: Randa (1409 m)
Höhenmeter: Mit Gegenanstiegen 3300 m

Anforderungen:

 

Je nach Verhältnissen sehr sichere Aufstiegstechnik (Skitourenschwierigkeit S)
Ausrüstung: Gletscherausrüstung, Steigeisen und Pickel

Karte:       

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