Höch Turm - Südwand-Westgrat (2665 m)

Mit Matthias                                                                                                                                                                               16/07/17

Höch Turm, Südwand, Westgrat, Glattalp, Ortstock
Der Höch Turm ist gar nicht so "höch", aber sehr markant.

Unter anderem auch dank Cornel Suter und seiner Homepage wissen wir, dass man nicht immer ins Wallis oder Berner Oberland reisen muss, um spannende Touren zu unternehmen. Nach der Überschreitung des Zinalrothorns Mitte Woche bin ich noch etwas (reise-)müde, somit passt mir für den heutigen Sonntag eine kurze lokale Tour bestens. Die Wahl fällt auf den Höch Turm, ein markanter Berg zuhinterst im Glattalptal. Wir nehmen die erste Gondel der Glattalpbahn (gemäss Fahrplan würde sie 08:02 fahren - da aber schon um 7:50 genügend Leute da stehen, fährt sie gleich los.) Anschliessend wandern wir auf gutem Weg am südlichen Glattalpseeufer entlang und steigen dann in gemütlichem Tempo zur Furggelen auf, die wir nach ca. 2h erreichen. Hier geht ein frischer Wind und wir ziehen uns etwas wärmer an.

Höch Turm, Muotathal, Glattalp, Südwand, Hangeltraverse
Ungefährer Routenverlauf durch die Südwand von der Furggelen aus gesehen. Die Hangeltraverse und die IVer-Stelle sind nicht sichtbar, da rechts um die Ecke.

Nun wird das Gelände weglos, es geht über steiles Gras und brüchige Felsen hinauf Richtung Einstieg, wobei wir uns meist leicht links der Kante halten. So kommen wir zu einer mit einem neuen Bohrhaken versehenen, kleinen Felsstufe. Wir ziehen unsere Klettergurte an, klettern aber erst noch seilfrei weiter, bis wir zu einem Schlaghaken mit Schlinge und einem weiteren Bohrhaken kommen. Hier beginnt die vielbeschriebene Hangeltraverse und wir seilen uns an, denn das Gelände ist ganz schön exponiert.

Höch Turm, Muotathal, Glattalp, Südwand, Hangeltraverse
Die Hangeltraverse in Nahaufnahme
Höch Turm, Muotathal, Glattalp, Südwand, Hangeltraverse, Kletterstelle
Die IVer-Kletterstelle ist nicht ohne, aber gut mit Bohrhaken abgesichert.

Die Hangeltraverse ist einfacher als sie im ersten Moment aussieht, man hält sich an den guten Griffen fest und schwingt die Beine von den Tritten links hinüber auf einen Tritt rechts. Nach ein- zwei Schritten nach unten in die Verschneidung geht es ziemlich senkrecht hinauf (IV) - gar nicht mal so einfach, denn es hat wenig Tritte und der glatte Kalk bietet den schmierigen Bergschuhen kaum Reibung. Zum Glück hat es aber immer gute Henkel und die Stelle ist sehr gut mit Bohrhaken abgesichert (5 Haken vom Beginn der Traverse). Oben angekommen packen wir das Seil wieder in den Rucksack. Es finden sich zwar auch weiterhin immer wieder Bohrhaken oder Platzierungen für mobile Sicherungsmittel, aber wenn man sich solid im dritten Grad bewegt, ist man seilfrei sicherer unterwegs, da das Seil allzu gerne Steine löst, die hier in grosser Menge herumliegen.

Höch Turm, Muotathal, Glattalp, Südwand, Hangeltraverse
Blick zurück zur Hangeltraverse
Höch Turm, Muotathal, Glattalp, Südwand, Band
Auf dem horizontalen Band in der Wandmitte

Wir folgen dem horizontalen Band nach Westen, welches gerade breit genug ist, um problemlos darauf gehen zu können. Exponiert ist es allerdings - man sollte hier nicht allzu dick sein ;-). Anschliessend geht es wieder in Falllinie hoch, wobei man dem Weg des geringsten Wiederstandes folgt - hier sind viele Varianten möglich. Die Kraxelei ist nicht schwierig, bedingt aber doch ein gutes Mass an Vorsicht und Erfahrung in solchem Gelände, jeder Stein muss geprüft und jede Bewegung absolut sicher ausgeführt werden. In Gipfelnähe findet man wieder kompakteren Fels und wir weichen machmal sogar absichtlich in etwas schwierigeres, dafür solides Gelände aus - einfach weil die Kletterei so Spass macht. Beim Erreichen des Gipfels um 11:30 bin ich fast etwas enttäuscht, dass es schon fertig ist...

 

Höch Turm, Muotathal, Glattalp, Südwand, Oberer Wandteil
Leichtes, aber exponiertes und etwas brüchiges Gelände im oberen Wandteil
Höch Turm, Muotathal, Glattalp, Südwand, Westgrat
Wo geht es hier runter? Blick über den Westgrat

Nun geniessen wir aber die gute Rundsicht und ein feines Picknick. Ausserdem ist die Tour schliesslich erst fertig, wenn man wieder unten ist, das gilt gerade auch hier, denn der Abstieg über den Westgrat sollte ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Man folgt erst der Gratkante, bis diese zu schwierig wird und weicht dann kurz in Nordwestflanke aus. Wiederum ist die Kletterei hier nicht schwer, aber bedarf absoluter Vorsicht, denn das Gelände besteht aus mit Gras durchzogenen Felsen (oder mit Felsen durchzogenem Gras?) und es ist nicht leicht einzuschätzen, wie gut die Griffe und Tritte verankert sind. Sicherheitshalber suche ich mir stets mindestens zwei absolut sichere Haltepunkte, bevor ich den nächsten Zug mache.  

Höch Turm, Südwand, Westgrat, Glattalp, Ortstock
Nach dem Absteig vom "Turm" geht es schmal aber in Gehgelände auf dem Grat weiter westwärts.

Nach wenigen Meter in der Flanke gelangt man dann aber wieder zurück auf den Grat, wo der Fels stabiler ist. Später geht es endgültig in die Flanke und auf einem geneigten Felsband abwärts, bis man die letzte steile Stufe mit Hilfe eines Fixseils überwinden kann (abklettern geht aber fast einfacher). Ab hier ist man im Gehgelände, und über Schutt erreichen wir wieder den Westgrat, über den ab hier ein schmaler aber guter Weg verläuft.

 

Höch Turm, Südwand, Westgrat, Glattalp, Abstieg zum See Glattapl
Die ungefähre Abstiegsroute unter den schwarzen Türme durch über den am wenigsten steilen Grasrücken.

Wir folgen diesem bis zum tiefsten Punkt zwischen den beiden auf der Karte mit 2426 markierten Punkten und steigen dann nach Westen traversierend über verfestigten Schutt und Steinplatten ab, wobei wir das untere Ende der gut sichtbaren schwarzen Felstürme anzielen. Hier geht es über Gras und Steine etwas hinunter, dann queren wir weiter westwärts zum breiten Grasrücken (der dritte Rücken von Osten). Über steiles Gras mit Männertreu und anderen wunderschönen Blumen, Schutt und zuletzt an grossen Steinblöcken vorbei über eine Kuheide kommen wir beim Steinboden wieder auf den Weg.

Höch Turm, Südwand, Westgrat, Glattalp, Restaurant
Beim Bier im Restaurant Glattalp kann man nochmals zum Gipfel zurückblicken.

Diesmal wählen wir das nördliche Seeufer (gemäss Wegweiser 5 min kürzer ;-)). Um 14:30 bei Bier, Wienerli und selbst gemachter Crèmeschnitte im Restaurant Glattalp schauen wir nochmals zum Gipfel hinauf und freuen uns darüber, dass in unserer näheren Umgebung so viele spannende und einsame Touren zu finden sind. Da macht es auch nichts, dass wir bei der Glattalpbahn, die nur 8 Personen pro Gondel transportiert, eine gute Stunde anstehen müssen.


Gipfel:   Höch Turm
Route: Aufstieg Südwand (Hangeltraverse), Abstieg Westgrat
Ausgangspunkt: Glattalp
Höhe: 2665 m
Schwierigkeit: T6, IV

Material:

 

Helm, Seil, 5 Expressen (Keile/Cams und Schlingen sind in der Schlüsselstelle nicht nötig, können bei Bedarf  aber auf der weiteren Route eingesetzt werden.)

Weitere Infos:

 

Auf Cornel Suters Webpage finden sich gute Beschreibungen zu diversen Routen und ein schönes Video!