Mont Blanc du Tacul (4248 m) – Teufelsgrat

Mit Holmger                                                                                                                                                       07/07/22

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Der Teufelsgrat, aufgenommen vom Mont Maudit; ein Pfeil markiert das Zustiegscouloir

Der Teufelsgrat/Arête du Diable - von den  Einheimischen oft auch "Les Aiguilles du Diable" genannt  - wurde mir schon mehrmals empfohlen und steht schon länger auf meiner Wunschliste. Da die Verhältnissen mit ausgeaperten Gletscher und Nordwänden zum Zeitpunkt unserer Chamonixferien  sowieso eine felslastige Tour nahelegen, steht das Ziel fest, und wir reisen bequem mit den Bergbahnen zur Torinohütte, wo wir die Zeit bis zum Abendessen an der warmen Sonne mit viel feinem Kuchen verkürzen. Das Abendessen ist dann weniger hochstehend, dafür treffen wir den befreundeten Bergführer Rolf Zurbrügg, der mit seinem Gast Stef die selbe Route zum Ziel hat.

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Morgendämmerung beim Col du Diable (Foto: H. Ullrich)

Um 02:00 klingeln die Wecker - das Frühstücksangebot ist deutlich grösser als mein Appetit... Kurz nach 3:00 gehen wir los. Die Oberfläche des Glacier du Géant ist gut gefroren und wir kommen zügig vorwärts. Bis anfangs Cirque Maudit  können wir einer ausgetretenen Spur durch das Spaltenlabyrinth folgen, und  auch anschliessend weisen ältere und neuere Spuren den Weg. Als wir zum Einstiegsfirnhang kommen, ist eine italienische Seilschaft schon weit oben – zu weit, wie sich herausstellt. Wir haben das Glück, zu sehen, wo Rolf vom Gletscher auf die Felsen wechselt und tun es ihm gleich. Zusammen mit einer holländischen Seilschaft und den Italienern queren wir leicht ansteigend über Bändern, Rinnen und einfache Felsen mit sehr viel losem Gestein. Ab und zu erwischen wir im Dunkeln nicht auf Anhieb die richtige Route, es gibt aber meist auch mehrer Möglichkeiten. Schliesslich erreichen wir das Couloir, welches zum Col du Diable führt. Nun ist die Wegfindung klar, und im Firn/Eis lässt es sich gut vorwärts kommen. Weiterhin ist aber eine gewisse Vorsicht nötig, um keine Steine loszutreten. Zum Glück sind auch die anderen beiden Seilschaften sehr vorsichtig und geschickt. Das Timing ist perfekt und wir erreichen wir bei Dämmerung um 5:20 das Col du Diable.

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Am Col du Diable

Über einen kurzen, schmalen Firngrat, leichte Felsen und gemischtes Gelände gelangen wir zum Einstieg zum Corne du Diable, welcher leicht zu finden ist. 

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Zwischen Col du Diable und Corne du Diable (Foto: H. Ullrich)

Rolf und Stef seilen gerade vom Corne du Diable ab, so ist der Weg frei für uns. Da wir wieder hier vorbeikommen, lassen wir dir Rucksäcke unten, auch wenn der Platz etwas knapp ist. Eine kurze Seillänge genussreicher Kletterei an guten Griffen (4a) führt uns auf den ersten Viertausender des Tages.

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Schöne Kletterei führt auf das Corne du Diable
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Blick vom Corne du Diable auf die Pointe Chaubert (links) und die weiteren Nadeln
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Blick vom Corne du Diable auf die Kletterei an der Pointe Chaubert

Nach Abseilen und Rucksack aufladen geht es weiter zur Pointe Chaubert. Hier ist die Kletterei etwas kniffliger (5a), an der schwersten Stelle befinden sich aber zwei Schlaghaken. Auch diese Länge gefällt uns sehr gut, selbst wenn wir mit etwas kalten Fingern kämpfen. Mit einigen Metern simultan klettern schaffen wir es mit unserem 50 m Seil in einer Länge bis zum Gipfel.

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Schöne Kletterei auch an der Pointe Chaubert
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Eine etwas vereiste, kalte Seillänge führt auf ein grosses Plateau an der Pointe Carmen

Nach dreimaligem Abseilen und einer eher einfachen, traversierenden Seillänge gelangen wir an den Fuss der Pointe Médiane. Hier müssen wir einen Weile warten, bis die Italien oben sind. Sie haben  das Corne du Diable ausgelassen  und sind darum nun vor uns. Man muss aber festhalten, dass sie keineswegs langsam sind, auch wir brauchen unsere Zeit für diese Nadel. Die Schwierigkeiten (5a) sind doch recht anhaltend, die Kletterei ungewohnt, und nicht immer ist offensichtlich, welches die beste Routenwahl ist. Wieder klettern wir einige Meter simultan und kommen so bis zur ersten Spitze der Nadel. In einer weiteren kurzen Länge gelangen wir durch das Felsenfester - die "boite aux lettres" - hindurch zum Abseilstand. Nach zweimaligem Abseilen  geht es über etwas vereiste Risse (4b) zu einem grossen Plateau. Hier ist es sonnig und wir machen zum ersten Mal eine gute Pause - schliesslich sind wir zeitlich immer noch gut dran, auch wenn die Pointe Médiane etwas gedauert hat.

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Die nachfolgenden Seilschaft schlüpft gerade durch die boite aux lettres an der Pointe Médiane (Foto: H. Ullrich)
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Ein schönes, sonniges Plateau an der Pointe Carmen lädt zur Pause ein.
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Knifflige Kletterei zur Spitze der Pointe Carmen

Wir lassen hier auch die Holländer vorbei, die wegen uns etwas warten mussten. Allerdings dreht sich das Spiel gleich wieder um: nach der zweiten, sehr schönen Länge an der Pointe Carmen (4b) folgt nämlich die Schlüsselstelle zur Spitze, wo die beiden mit einem verklemmten Cam kämpfen. Die Stimmung unter allen Seilschaften ist aber unglaublich gut, wir unterhalten uns, und niemand hat Stress, denn schliesslich kommen wir schnell genug vorwärts. Die Länge zur Spitze (4c) ist dann auch wirklich knifflig! Wir wechseln zum ersten Mal auf Kletterschuhe, und so macht es richtig Spass. Viele Bergsteiger werden hier wohl gar nicht auf die Spitze klettern, denn die Abseilpiste von der Pointe Carmen beginnt noch vor dieser Seillänge und die Länge ist im "Mont-Blanc GRANITE"- Führer auch nicht aufgeführt.

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Auf der Spitze der Pointe Carmen
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Gegenperspektive (Foto: H. Ullrich)
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Abseilen in die Brèche Diable

Das Abseilen von der Spitze der Pointe Carmen ist dann tatsächlich etwas unangenehm, da unser 50 m Seil nur knapp reicht und die Stände weniger neu ausgerüstet sind als an den anderen Orten. Wir kommen aber heil in die Brèche Diable runter. Zu Besteigung der Isolée (die wiederum fakultativ ist) gibt verschiedenen Varianten. Wir entscheiden uns für diejenige mit der Plattentraverse (5c). Dafür steigen wir in gemischten Gelände  wir also bis zur Brèche de l'Isolée auf, wo wir unsere Rucksäcke deponieren - hier kommt man nämlich nach dem Abseilen wieder runter.

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Schöne aber knifflige Plattenkletterei an der Isolée

Die lässige erste Seillänge auf die Isolée startet wenige Meter neben der Brèche de l'Isolée und führt erst an guten Schuppen zu einem Fixseil, dann über eine Reibungsplatte und schliesslich leicht überhängend an Rissen und Schuppen über einen Bauch zu einem guten Standplatz. 

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Die zweite Seillänge zum Gipfel ist einfach und schön.

Nun verbleibt noch eine deutlich leichtere, aber sehr genussreiche Länge bis zum Gipfel, und der fünfte Viertausender des Tages ist geschafft. Unterdessen ist der Nordostwind ziemlich stark geworden, so dass wir mit Daunenjacken klettern und nicht allzu lang auf der Isolée verweilen. Wir klettern die ersten ca. 15 Meter vom Gipfel ab und seilen dann von einem guten Abseilstand 30 m zur Brèche ab, wofür wir die eigens dafür mitgenommene Repline verwenden (für alle anderen Gipfel reicht ein 50 m Einfachseil). 

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Etwas durchgefroren nach dem Abseilen von der Isolée (Foto: H. Ullrich)

Nach einer Pause machen wir uns dann auf den Weiterweg zum Mont Blanc du Tacul. Am verkürzten Seil kraxeln wir simultan über leichte aber teilweise sehr lose Felsen, wobei wir einmal auch einige Meter abseilen. Hier hätte ein bisschen mehr Firn nicht gestört! Nicht immer ist der Weg völlig offensichtlich, man hält sich aber am besten nahe der Gratkante. Gegen Ende darf nochmals in kompakten Fels richtig schön geklettert werden, dann erreichen wir schliesslich den Vorgipfel, wo wir uns für den Gletscher bereit machen, während es uns fast runter bläst. 

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Im Abstieg über den Normalweg

Zügig (und abgesehen davon, dass Holmger das lose Gipfelkreuz umstösst problemlos) erreichen wir den Hauptgipfel. Auch hier bleiben wir nicht lang, es ist unterdessen richtig stürmisch geworden. Die ersten Meter vom Gipfel erfordern wegen dem Blankeis etwas Vorsicht, dann geht leicht weiter, auf gut ausgetretener Spur, die bei der Vereinigung mit der Mont Blanc Normalroute noch breiter wird. Bei diesem Wetter und kaum Sicht nehmen wir das natürlich gerne!

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In dieser Gletscherwelt fühlt man sich klein.

Unten auf dem Gletscherplateau, wo es warm ist, machen wir dann nochmals ausgiebig Pause, bevor wir dann mit schon etwas müden Beinen den Wiederaufstieg zur Aiguille du Midi auf uns nehmen. Zum Glück können wir uns Zeit lassen, uns so schwingen wir uns kurz nach 17:00 zufrieden über das Gitter in den Tunnel, bevor es unten im heissen Tal feine Burger gibt.


Gipfel:      

 

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Route: Teufelsgrat (Arête du Diable, Aiguilles du Diable)
Ausgangspunkt: Torinohütte
Höhe: 4064 m, 4074 m, 4097 m, 4109 m, 4114 m, 4248 m
Schwierigkeit: S+, 5a/5c, 45°

Material:

 

 

 

60 m Seil oder mind. 30 m Seil + Repline, (wir fanden ein 50 m Seil plus Repline für die letzte Abseilstelle optimal, um Seillängen zusammen zu schlagen), Cams 0.3-3 (evtl. mittlere doppelt), evtl. keile/microcams, viele Zackenschlingen, 6-8 Exen, Gletscherausrüstung

Karte/Führer:

 

Hochtouren Westalpen Band 2 (Rother Verlag), Chamonix (Rockfax) oder Mont-Blanc GRANITE Vol 4