Walcherhorn (3692 m) und Jungfrau (4158 m)

Mit Holmger und Palle                                                                                                                                               27& 28/02/21  

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Unser erstes Ziel, das Walcherhorn (unscheinbarer Gupf in Bildmitte); rechts das Hinter Fiescherhorn, im Hintergrund Wetterhörner, Schreckhorn und Lauteraarhorn; im Vordergrund links das untere Mönchsjoch

Walcherhorn und Zustieg zur Berglihütte: Eigentlich ist Februar ja nicht ein typischer Skihochtourenmonat, aber dank den in diesem Jahr sehr gut eingeschneiten Gletschern und den warmen Temperaturen spricht vieles dafür und nichts dagegen, jetzt schon höhere Gipfel anzupeilen. Logistische Gründe, der Wunsch nach einer längeren, alpinen Tour und persönliche Präferenzen lassen die Wahl schliesslich auf die Jungfrau als Hauptziel fallen. So reisen wir - zum ersten Mal mit dem Eiger-Express - zum Jungfraujoch, was überraschend speditiv läuft. Dies ist vermutlich dem Umstand geschuldet, dass das Skigebiet wegen dem Nebel für einen Samstag schwach besucht ist. Der Nebel macht mir denn auch etwas Sorgen, welche aber unbegründet sind, denn auf dem Top of Europe herrscht wolkenloses Prachtswetter!

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Etwas steiler aber kürzer: Die Aufstiegsvariante durch den Durchschlupf im Felsriegel des Walcherhorn-Ostarms auf ca. 3460 m

In gemütlichem  Akklimatisierungstempo gehen wir mit den eher schweren Rucksäcken zum Obern Mönchsjoch, wo wir auf zwei Grindelwalder mit dem vorerst gleichen Ziel treffen: Sie wollen auch übers Walcherhorn zur Berglihütte, am nächsten Tag aber übers Ischmeer nach Grindelwald abfahren. Nach einer kurzen Abfahrt aufs Ewigschneefäld deponieren wir alle für den Gipfel nicht benötigten Dinge und steigen zum Walcherhorn auf, wobei wir den Felsriegel seines Südarms nicht ganz umgehen müssen, sondern auf einer Höhe von etwa 3460 m einen Durchschlupf finden (danke an die Grindelwaldner für die Spur!)

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Im Aufstieg zum Walcherhorn bekommt man einen guten Eindruck der Dimensionen des Ewigschneefälds.
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Im Aufstieg zum Walcherhorn; links der Trugberg, rechts der Mönch (Foto: P. Petersen)
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Bereit zur Abfahrt zur Berglihütte; hinten der Eiger mit der Mittellegihütte (auf dem Grat über meinem Kopf; Foto: H. Ullrich)

Nach einer windbedingt eher kurzen Gipfelrast fahren wir in weder guten noch schlechten Schneeverhältnissen zu unserem Materialdepot und steigen anschliessend mit allem Gepäck zum Unneren Mönchsjoch auf, wobei wir uns diesmal fürs Spuren revanchieren. Vom Joch traversieren wir hinüber zum Kammrücken, um den Spalten grosszügig auszuweichen,  und fahren über diesen zum Skidepot. Vermutlich hätten es die Bedingungen zugelassen, bis zur Hütte abzufahren, aber wir entscheiden uns defensiv fürs abklettern über den Grat, wofür die Bedingungen mit den trockenen Felsen auch perfekt sind.

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In der Traverse vom Unnern Mönchsjoch zum Kammrücken
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Über den Felsgrat geht es runter zur Hütte (Foto: H. Ullrich).
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(Fast) Vollmond über dem Lauteraarhorn (Foto: H. Ullrich)

Der Rest des Nachmittags vergeht mit Anfeuern, Schnee schmelzen, Suppe und Rotwein-Pilzrisotto kochen (was auf der Höhe von knapp 3300 m ja eine Weile dauert...) und Einfangen der wunderschönen Fast-Vollmondstimmung (auch wenn man wegen dem kräftigen Nordostwind nicht allzu lange draussen bleiben mag).  Früh legen wir uns in unsere Schlafsäcke, dank welchen wir eine warme Nacht verbringen, während neben uns das Wasser in den Töpfen gefriert.

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In Vollmontur gehts los, durch die Bewegung wird es aber bald warm.

Jungfrau - Louwitor - Lötschenlücke: Um 4:15 klingeln die Wecker, und nach dem üblichen Müesli mit Milchpulver-Frühstück kraxeln wir kurz nach 5 über den Grat zum Skidepot und steigen zum Unnern Mönchsjoch auf, wobei ich froh bin, unseren Abfahrtsspuren folgen zu können, da man die Spalten trotz Mondlicht kaum sieht. Nach kurzem abrutschen mit den Fellen aufs Ewigschneefäld  ziehen wir weiter zum Obern Mönchsjoch . Unterdessen färbt sich der Horizont, allmählich erwacht ein fantastischer Tag. Es ist zwar frisch, aber dank nachlassendem Wind nicht wirklich kalt.

Wir ziehen die Felle ab, fahren über den Gletscher in Richtung Stollenloch, und folgen dann den vom Stollenloch her kommenden  Abfahrtsspuren hinunter zum Jungfraufirn .

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Abfahrt vom Obern Mönchsjoch zum Jungfraufirn - dort müssen wir hin (Foto: H. Ullrich)!
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Bei der Abfahrt vom Obern Mönchsjoch hat man den Gipfel schön vor Augen (Foto: H. Ullrich).

Um 7 Uhr fellen wir an und machen uns an den eigentlichen Aufstieg zur Jungfrau, wobei wir vorerst noch der gut ausgetretenen Spur in Richtung Louwitor folgen können.

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Auf der Spur in Richtung Louwitor (Pass in Bildmitte), welches wie der Kranzberg (links) und das Louwihorn (rechts) bereits von der Sonne beschienen wird (Foto: H. Ullrich).
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Kurzes Felle-Wärmen an der Sonne, damit sie wieder kleben (Foto: H. Ullrich).

Nachdem wir den Rottalhorn-Ostsporn passiert haben, müssen wir die Spur zum Louwitor verlassen, können aber immer noch einer alten Spur in Richtung Jungfrau folgen. Auf einer harten, aber griffigen Unterlage geht es den steilen Hang zum Punkt 3506 m auf dem Rottalhorn-Ostsporn hinauf, wobei wir die letzten paar Meter über Felsen zu Fuss hinaufkraxeln.

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Spur hinauf zu Punkt 3506 m auf dem Rottalhorn-Ostsporn.
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Ein paar Meter müssen zu Fuss zurückgelegt werden.

Über den Rottalhorn-Ostsporn geht es nun erst flach, dann steiler ansteigend aufwärts. Trotz Spur ist der lose Schnee anstrengend zu gehen, und unsere Beinen merken allmählich das Gewicht des Rucksacks.

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Erst flach, dann steiler geht es in Richtung Rottalsattel.

Für die Traverse zum Skidepot unterhalb des Rottalsattels montieren wir die Harscheisen - ausrutschen ist hier nämlich verboten...

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Die Traverse zum Skidepot beim Bergschrund unterhalb des Rottalsattels.

Da der Bergschrund leicht zu überwinden ist und in der Gipfelflanke keine Blankeisstellen zu sehen sind, verzichten wir auf das Seil - ah wie gut, dieses Gewicht endlich abwerfen zu können! Wir leihen uns gegenseitig die Pickel, damit wir uns jeweils an zwei Pickeln über den Schrund ziehen können. In gutem Trittschnee erreichen wir den Rottalsattel, wo uns der eisige Wind fast davonzerrt. Zum Glück ist dieser dann in der Flanke nicht mehr so stark und wir steigen in direkter Linie anstrengend aber einfach empor.

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Himmelsleiter mit Tiefblick zur Traverse (Foto: H. Ullrich)

Weiter oben nimmt die Schneeauflage ab, der Firn ist aber griffig, es ist nie blank und das Gelände ist weniger steil. Um 10:15 steigen wir schliesslich über leichte Felsen zum Gipfel, wo es erstaunlicherweise fast windstill ist und wir die herrliche Aussicht geniessen können. Was für ein Tag, und wir sind ganz allein am diesem bekannten Berg!

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Auf den letzten Metern zum Gipfel...
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Manche müssen hier noch etwas angetrieben werden ;-)
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Blick zurück auf unsere Abfahrtsvariante vom Rottalhorn-Ostsporn

Der Abstieg geht dann leicht von statten, wir wählen hier zu nicht wie im Aufstieg die Direttissima durch die Flanke, sondern folgen der Sommerroute über den Grat und überwinden den Bergschrund mittels kurzem Sprung. Auch die Traverse ist in der Abfahrt natürlich deutlich einfacher. Um das Skiabschnallen und ein paar Höhenmeter Gegensteigung zu sparen, fahren wir vom Ostsporn schon auf einer Höhe von etwa 3660 m nach Süden ab. Die Längsspalte auf ca. 3540 m ist dabei in Abfahrtsrichtung ganz links gut zu umfahren, auch wenn ich mir im steilen Hang mit meinen doch schon etwas müden Beinen Mühe geben muss, die Kurven kontrolliert auszuführen - in die Spalte rutschen will ich nicht!

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Autobahn im langezogenen Aufstieg zur Lötschenlücke

Nach einer Pause an der warmen Sonne und Entfernen einiger Kleiderschichten nehmen wir die Gegensteigung zum Louwitor in Angriff, wobei wir beim Überholen einiger geführter Seilschaften im Tiefschnee ein paar zusätzliche  Körner verbrennen. Die Schneeverhältnisse in der anschliessenden Abfahrt über den Kranzbergfirn sind wie schon den ganzen Tag mässig - das Abfahren ist weder besonders genussvoll noch besonders anstrengend. Man kann sich aber ausmalen, wie toll diese Abfahrt bei entsprechenden Verhältnissen sein muss! Wie erahnt zieht sich der Anstieg zur Lötschenlücke in die Länge, aber irgenwann ist er geschafft und wir machen nochmals ausgiebig Pause.

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Blick von der Falferalp zurück zur Lötschenlücke

Die Abfahrt nach Blatten über meist krustigen Schnee und Bruchharst ist eher Pflicht als Kür. Zuletzt finden wir immerhin ein par aufgesulzte Passagen, und dank den eisigen Spuren müssen wir auch in den Flachstücken kaum anschieben. Die letzten, skicrossartigen Kilometer zur Fafleralp machen sogar richtig Spass! Nach ein paar zähen Metern Gegensteigung auf der Loipe  geht es auf dieser (beziehungsweise auf der Strasse) wieder praktisch gratis nach Blatten. Hier angekommen ist die Begeisterung gross, als wir wenige Meter entfernt ein Raclette-Take-away entdecken! So geniessen wir den direkt vom erhitzten Laib aufs Brot gestrichenen Käse und kühle Getränke an der Sonne, bevor wir uns dann um halb vier müde aber sehr zufrieden in den Bus nach Goppenstein setzen.

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Etwas platt in Blatten - zum Glück gibt's gleich Raclette!

Gipfel:           Jungfrau

Route:

Berglihütte-Jungfrau-Louwitor-Lötschenlücke-Blatten
Ausgangspunkt: Berglihütte, alternativ Mönchsjochhütte
Höhenmeter/Distanz: ca. 2000 hm/38 km 
Anforderungen: Sehr sichere Aufstiegstechnik, Trittsicherheit und Hochtourenerfahrung 

Ausrüstung:

 

Gletscherausrüstung, Steigeisen und Pickel, je nach Verhältnissen zusätzliche Eisschrauben

Karte/Führer:       

Swisstopo/Skitouren Berner Alpen Ost