Mit Armin und Jonas 30/03/19
Wenn man eine längere ÖV-Reise über Italien in Kauf nimmt, reicht ein Wochenende, um die vier "Spaghetti-Viertausender" Ludwigshöhe, Parrotspitze, Signalkuppe und Zumsteinspitze mit einer langen, imposanten Abfahrt nach Zermatt zu kombinieren. Dies dies ist unser Plan, und so reisen wir mit dem Zug von Zürich über Mailand nach Vercelli, und von dort mit dem Bus nach Varallo Valsesia. Zwar würde der Bus noch bis Alagna weiterfahren, dann aber würde es knapp werden, um 15:45 die letzte Bahn nach Endrespétz zu erwischen. Um etwas Zeitreserve zu haben nehmen wir also ab Varallo das Taxi, mit dem wir bequem und zuverlässig kurz nach halb drei in Alagna ankommen. Drei Gondeln und eine kurzen Abfahrt später steigen wir in der warmen Sonne gemütlich in einer guten Stunde zur Gnifettihütte auf.
Die Hütte hatte ich von der Lyskamm-Überschreitung wegen ihrer Grösse und Unpersönlichkeit, dem Plastikwegwerfgeschirr und einem äusserst knappen Frühstück ziemlich negativ in Erinnerung. Davon ist aber jetzt nichts zu merken. Scheinbar wird im Winter/Frühling nur ein Teil der Hütte bewartet, so ist es im Speisesaal mit Holzofen sehr gemütlich, die Angestellten sind äusserst freundlich und das Essen mit Suppe und Pasta zur Vorspeise, Fleisch und Country Fries zu Hauptspeise und Dessert (Fruchtstücke, die man an Spiessen in Rahm und Zitronencrème tauchen kann) wirklich lecker und kommt in normalem Geschirr daher. Zufälligerweise sind noch Bekannte dort, die uns wertvolle Infos zu den aktuellen Verhältnissen geben können. So geht der Abend geht schnell vorbei.
Um sechs gibts Frühstück inklusive Heidelbeerkuchen, und nach ein paar Steinstufen hoch und einer kurzer Leiter runter schnallen wir kurz vor sieben die Ski an und steigen auf hartgepresster Schneedecke über den Lysgletscher auf. Mit einem schwachen aber bissigen Wind ist es ziemlich kalt, so sind wir froh, als uns auf Höhe der Ludwigshöhe endlich die Sonne ins Gesicht scheint.
Zwischen Ludwigshöhe und Parrotspitze machen wir Ski- und Rucksackdepot und erklimmen die Ludwigshöhe über die steile aber perfekt griffige Ostflanke. Was für einen Ausblick hat man hier! Lyskamm, Breithorn, Matterhorn, Dent d' Hérens, Dent Blanche, Ober Gabelhorn, Zinalrothorn, Weisshorn, Dufourspitze,...
Eine Überschreitung der Parrotspitze scheint uns bei den aktuellen Verhältnissen mit viel Blankeis zu zeitraubend, so tauschen wir beim Skidepot angekommen die Steigeisen wieder gegen die Ski, umgehen die grosse Spalte nördlich der Parrotspitze und wechseln anschliessend wieder auf Steigeisen, um den Berg über seinen schönen Nordostgrat zu besteigen, wobei wir erst einen Bergschrund überwinden müssen. Während Heerscharen von Tourengängern unter uns durch zur Signalkuppe streben, sind wir hier fast, auf Ludwigshöhe und Zumsteinspitze sogar ganz allein.
Nach dem Abstieg von der Parrotspitze folgen ein paar hundert Höhenmeter mit den Ski ins Colle Gnifetti. Da die Signalkuppe gerade ziemlich
bevölkert ist, beschliessen wir, zuerst die menschenleere Zumsteinspitze zu besteigen. Aufgrund einiger Blankeisstellen ist die Besteigung heute etwas anspruchsvoller als sonst, mit Eisschrauben
und dank einer bereits schon gefädelten Eissanduhr lässt sie sich aber sehr sicher gestalten. Wir freuen uns darüber, etwas Bergsteigen zu dürfen.
Unterdessen haben die meisten Bergsteiger die Signalkuppe verlassen und wir steigen mit nun schon etwas müden Beinen die wenigen, einfachen Höhenmeter zur Hütte hoch, wo sich neben der fantastischen Aussicht auf die Walliser Berge auch ein imposanter Tiefblick nach Italien auftut. Mit der Ankunft hier hat Armin seinen drittletzten Schweizer Viertausender erreicht!
Nun folgen 3000 Höhenmeter Abfahrt nach Zermatt, wobei wir anfänglich sehr behutsam fahren und den schon bestehenden, aber zum Teil schlecht sichtbaren Spuren folgen müssen, um nicht in eine der zahlreichen Spalten zu fallen. Der Gletscher ist in diesem Jahr wirklich schlecht gedeckt.
Bei der Montarosahütte gönnen wir uns eine Pause mit Cola, bevor wir dann über den Gornergletscher und durch die Gornerschlucht nach Zermatt abfahren. Die Schlucht ist bedeutend schneearmer als im Jahr zuvor, einzelne Stellen müssen mit Hilfe von Fixseilen und Brettern überwunden werden, und Wasserlöcher gähnen direkt neben der Spur. Nach einem kurzen Gegenanstieg am Schluchtausgang fahren wir über die Piste nach Zermatt, wo uns der Skibus zum Bahnhof bringt. Die Heimreise im Zug benutzen wir dann gleich zum Nachtessen - nicht nur aus Hunger, sondern auch weil der Speisewagen der einzige Ort im Zug ist der nicht aus allen Nähten platzt...
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