Mit Eva 17/09/23
Endlich ergibt sich wieder mal ein Tourenwochenende mit Eva. Die Wetterprognose im Berner Oberland amvielversprechendsten, und mit dem Inneren Rottalgrat auf die Jungfrau finden wir eine Tour, die wir beide noch nicht kennen und auf der wir auch bei etwas Neuschnee und Blankeis noch genügend Reserve haben würden. Um 11:30 starten wir also bei erstaunlich warmen Temperaturen in Richtung Rottalhütte. Nach einem ausgiebigen Zmittag bei Stafelwang geht es weiter, an der Abzweigung zur Silberhornhütte vorbei, die mir vom Rotbrättgrat und der Mehrseillänge Fätze u Bitze am Rotbrätt in sehr guter Erinnerung ist. Dank schöner Landschaft und der Tatsache, dass wir uns viel zu erzählen haben geht die Zeit schnell vorbei und wir erreichen kurz nach halb vier die Hütte, wo wir herzlich mit Tee empfangen werden.
Auch der restliche Hüttenaufenthalt gestaltet sich äusserst angenehm. Abgesehen von uns ist noch eine geführte Seilschaft für den Rottal hier, dazu kommen sechs Wanderinnen, von denen drei anlässlich des 150 Jahre Jubiläums der Sektion Interlaken hierhin aufgestiegen sind und uns mit einem feinen Apéro verwöhnen - herzlichen Dank nochmal! Nach einen feinen Znacht und einem Quiz geht es bald ins Bett, wo ich für Hüttenverhältnisse ausgezeichnet schlafe. Wenn Hüttenaufenthalte nur immer so wären!
Am nächsten morgen gehen wir um 5:00 mit vom zügigen Tempo des Vortags leicht müden Beinen los. Steil aber auf gutem und mit Steinmännchen, Reflektoren, Marienkäfern und gelben Punkten üppig markierten Weg gelangen wir zum Felsriegel und über diesen zum Grat. Ich bin froh, haben wir uns das Rekognoszieren am Vorabend gespart, das hätte nur dann Sinn gemacht, wenn wir mindestens bis auf 3250 m aufgestiegen wären. Die Linksquerung bei 3150 m finden wir gut, bei der Traverse zurück erwischen wir wohl nicht den einfachsten Weg, hier sind aber diverse Routen möglich. Zurück am Grat bestätigt uns ein Steinmann, dass wir richtig sind, und bald darauf finden sich in regelmässigen Abständen Bohrhaken zur Seilsicherung.
Während es dämmert, erreichen wir über ein flaches Gratstück die erste Fixseilpassage, über die es einfach aber zum Teil kräftig hinaufgeht. Will man hier sichern, lohnt sich die Mitnahme einiger Schlingen/langen Exen, die man oberhalb der Seilverankerungen um die Taue legen kann, denn nicht überall finden sich Möglichkeiten, einen Karabiner einzuhängen. Der Fels ist hier relativ fest, dennoch löse ich unerwartet eine grosse Felsplatte, die ich gerade noch so kontrolliert den Hang runter schicken kann. Auf dieser Tour ist es sicher ein Vorteil, wenn nicht allzu viele Seilschaften unterwegs sind.
Nach der ersten Fixseilpassage wechselt der Fels von Kalk zu Gneiss, was aber keine Verbesserung der Felsqualität mit sich bringt. Hier bin ich zu nachlässig und schaue nicht aufs Topo sondern folge diversen Wegspuren nach links zum Grat, was mir auch vom Routenverlauf viel logischer scheint. Dies ist aber falsch, so müssen wir etwas unangenehm zurück zur Rippe queren, über die wir dann zur nächsten Fixseilpassage gelangen. Auch bei dieser darf nochmals kräftig gezogen werden.
Abschliessend geht es relativ geradlinig in Richtung Grat aufwärts, wo eine kurze Verschneidungskletterei auf die Gratkante führt. Dies ist eigentlich die einzige Kletterpassage auf der ganzen Tour und eine der wenigen Stellen, wo man sich wirklich auf dem Grat befindet. Während wir im unteren Abschnitt im dünnen Langarmshirt geschwitzt haben, erreicht uns hier endgültig der starke Westwind und ich ziehe sogar meine dicke Daunenjacke über.
In leichtem Gelände erreichen wir schliesslich den Hochfirn und wechseln auf Gletscherausrüstung. Die Schneeauflage ist dünn, der Firn schon fast blank aber griffig. Obwohl wir uns hier flüssiger bewegen können als im Fels, schlottere ich im starken Wind. Dank den Spuren unserer Vorgänger müssen wir nicht überlegen, über welches der Couloirs wir zum Felsriegel aufsteigen sollen. Wegen der nur dünnen Firnauflage über dem Blankeis erfordert der steile Aufstieg jedoch etwas Konzentration.
Über Geröll und Firn erreichen wir den Gipfel, wo der Wind tatsächlich etwas weniger stark bläst und wir uns eine Esspause gönnen. Erschreckend, wie blank und felsig die Südostflanke aktuell ist! Beim Abstieg kreuzen wir einige Seilschaften, die über den Normalweg aufsteigen, der aktuell sicher nicht die leichtesten Verhältnisse aufweist. Der Übergang vom Fels in die eisige Firnflanke ist nicht trivial, hier halten sich die meisten Seilschaften an die Felsen in Gratnähe, wo sich Sicherungsstangen befinden. Wir steigen soweit wir uns wohlfühlen im Firn/Eis ab und können so dem Stau bei den Felsen etwas ausweichen. Im Rottalsattel erleichtert uns eine eingerichtete Abseilstelle die Überwindung des Bergschrunds (ca. 20 m).
Nach kurzem Austausch mit einem Bergführer, der über den Normalweg aufgestiegen ist, entscheiden wir uns wie die meisten Seilschaften für den Direktabstieg, sichern die Überquerung einer Spaltenzone aber mit einer Eisschraube. Kurz nach 13:00 erreichen wir die Panoramaterrasse. Trotz Menschenslalom-Sprint verpassen wir die nächste Talfahrt und die Reise nach Stechelberg dauert dann ziemlich lang. Dort lassen wir die Tour dann aber wie immer mit Bier und Kaffee ausklingen. Danke für den coolen Tag Eva!
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