Nordend (4608 m)

Mit Palle                                                                                                                                                                                         25/05/18

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Das Nordend von der Dufourspitze aus gesehen

Beim Nordend, dem zweithöchsten Gipfel der Schweiz, bietet sich wegen den vielen Kilometern, die man auf dem Gletscher zurücklegt eine Skibesteigung an, denn nur wenige Meter müssen zu Fuss zurück gelegt werden. Im Frühjahr 2018 sind die Gletscher so gut eingeschneit wie schon seit Jahren nicht mehr und auch die Abfahrt durch die Cornerschlucht kann noch gemacht werden - davon hatte ich mich einige Wochen bei einer Tour von der Mantovahütte aus selbst überzeugt. Während wir bei der genannten Tour wegen dichtem Nebel allerdings auf die Besteigung von Gipfel verzichten mussten, versprachen die Wetterdienste nun perfekte Voraussetzungen. Also nichts wie los! 

 

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Dufourspitze (rechts) und Nordend (links)

Zustieg zur Monterosahütte über das Schwarztor: Mit dem 8:02 Zug fahren wir von Zürich über Visp nach Zermatt, wo wir mit Glück gerade einen Shuttlebus zu den Matterhornbahnen erwischen, mit welchem wir auf über 3800 m zum Klein Matterhorn hinauf gondeln. Kurz vor 13:00 machen wir uns mit montiertem Klettergurt auf den Weg, das lange Gletscherplateau des Grande Ghiacciaio di Verra zu queren. Wie eigentlich jedesmal wenn ich hier bin herrscht trotz der Höhe eine Affenhitze... Den ersten, praktisch flachen Kilometer legen wir ohne Felle stöckelnd zurück, nach der Abfahrt bis unterhalb des Bivacco Rossi e Volante fellen wir aber für die kleine Gegensteigung zum Schwarztor, welches wir nach knapp 50 Minuten erreichen, an.

 

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Die Abfahrt über den Schwärzegletscher gleicht heute einer Skipiste, ist aber landschaftlich trotzdem eindrücklich.

Nach einem Picknickhalt machen wir uns an die Abfahrt über den Schwärzegletscher. 2015 hatten Spaltensituation, schlechte Sicht und das Fehlen von Spuren hier eine Abfahrt am Seil notwendig gemacht - heute gleicht die der Gletscher einer riesigen Piste! Die guten Spaltenverhältnisse hatten sich herumgesprochen und viele Tourengänger und Freerider nutzen die Gelegenheit, für wenig Aufstieg sehr viele Meter Abfahrt zu bekommen. Der Fahrgenuss auf der harten Unterlage hält sich zwar in Grenzen, doch die Aussicht auf die Walliser Riesen und die eindrückliche Gletscherwelt sind kaum zu überbieten. 

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Der Gegenaufstieg zur Monterosahütte

Nach einer weiteren Pause folgt der Gegenanstieg zur Monterosahütte, den wir in sehr gemütlichem Tempo angehen, um uns für den morgigen Tag zu schonen und zu akklimatisieren. Die 2h zwischen Ankunft und Nachtessen um 18:30 nutzen wir zur Entspannung und Tourenplanung. Obwohl die Hütte voll ist, ist die Stimmung entspannt und man kommt gut aneinander vorbei, was etwas über das wenig inspirierte Nachtessen hinwegtröstet. Um 21:30 legen wir uns dann im 8-er Schlag zur Ruhe und verbringen eine durchschnittliche Hüttennacht.

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Was für ein Tag - was für eine Bergwelt!

Nordend: Um vier Uhr gibt es Frühstück mit gutem Müesli und etwas trockenem Brot, und um 4:40 können wir in die ziemlich warme Nacht starten. Im Gegensatz zu anderen Jahren ist heute ein direkter Aufstieg über die Obere Platje möglich, wegen der Steilheit montieren wir aber Harscheisen und geniessen es auch, eine gut angelegte Spur unter den Skiern zu haben. Anschliessend wird es wieder flacher, und in der Dämmerung erscheinen Matterhorn, Dent Blanche, Obergabelhorn, Zinalrothorn und Weisshorn. Was für eine Bergstimmung! Mit der zunehmender Höhe nehmen aber die Temperaturen ab und ich bin froh um meine beiden Daunenjacken und die Fausthandschuhe.

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Kurz oberhalb der Spalte, die das Montieren von Steigeisen notwendig macht.

Die ausgezeichneten Schneeverhältnisse und die schon vorhandene Spur ermöglichen uns ein sehr zügiges Vorwärtskommen - bis wir auf etwa 4400 m an ein Hinderniss geraten. Hier muss nämlich eine Spalte überwunden werden, deren oberer Rand etwa 2 Meter über dem unteren liegt. Wir wechseln auf Steigeisen, binden die Ski auf und seilen uns an. Das Manöver stellt sich dann aber als weniger schwierig heraus als angenommen. Grundsätzlich muss man einfach den Pickel an der oberen Lippe möglichst weit oben in den Schnee rammen, sich mit beiden Händen daran festklammern und einen beherzten Schritt tun - anschliessend stemmt man sich mit einer Hand hoch während die andere noch den Pickel hält (mit 2 Eisgeräten wäre das ein leichtes gewesen...) Wir gehen noch einige Meter mit den Steigeisen weiter und wechseln dann nochmals kurz auf die Ski, bis wir beim Silbersattel auf 4530 m das Skidepot erreichen.

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Die letzten Meter zum Gipfel

Der kalte Wind hier lädt nicht zum verweilen ein, so gehen wir zu Fuss über den exponierten Firn- und Felsgrat. Das Gelände ist nicht schwierig, aber einige blanke Stellen fordern sicheres Gehen, schiesslich ist das Gelände exponiert. Zum Schluss warten noch ein paar wenige Meter leichte aber steile Kraxelei auf uns, dann erreichen wir den Gipfel. Was für ein Panorama! Gerade die Sicht hinunter nach Italien oder hinüber zur Signalkuppe mit der Margheritahütte ist einmalig, während das Matterhorn von hier aus schon fast mickrig aussieht - wir sind ja auch höher! 

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Blick vom Gipfel hinüber zur Dufourspitze, links die Zumsteinspitze und die Signalkuppe mit der Margheritahütte

Die meisten Leute, die zu Beginn mit uns unterwegs gewesen waren, hatten auf 4100 m die Abzweigung zum Nordgrat auf die Dufourspitze genommen, einige weitere waren dann beim Silbersattel zur Dufourspitze abgebogen. So hatten wir den Gipfel für uns allein - verteilt über den Tag waren wohl 8-10 Zweierseilschaften oben, was mir wenig schient bei so guten Verhältnissen und perfektem Wetter.

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Blick zurück zum Silbersattel

Zurück beim Silbersattel machen wir uns bereit für die Abfahrt. Nun steht uns ein zweites Mal das Überwinden der Spalte bevor. Erst haben wir, vor in Schussfahrt darüber zu springen, was für sehr gute Skifahrer wohl kein Problem gewesen wäre. Doch solche sind wir nicht, und die Meter vor der Spalte sind uns zu eisig und der Absatz zu gross - somit bleibt der mit aufgebundenen Ski und am Seil gesicherte Sprung über die Kluft. Nicht besonders elegant, aber save und sicher weniger heikel als die Manöver, die wir bei der nachfolgenden italienischer Viererseilschaft beobachten können ;-).

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Abfahrt durch die Cornerschlucht

Die weitere Abfahrt bietet keine Schwierigkeiten mehr, allerdings auch kein besonderer Fahrgenuss, denn der Schnee ist pickelhart und  zerfurcht. Bei der Hütte gönnen wir uns nochmals eine ausgiebige Pause, geniessen die warme Sonne und kühle Getränke, und packen die hier deponierten Sachen in den Rucksack. Nun folgt eine landschaftlich eindrückliche Abfahrt durch die Cornerschlucht bei leider immer leimiger werdendem Schnee. Vor dem Gletschergarten tragen wir die Ski für ein paar hundert Meter über einen Lawinenkegel hinauf, dann folgen wir den vom Frühlingswetter geprägten Pisten nach Zermatt. Was für eine Hitze! Gerade wollen wir uns umziehen, so kommt auch schon ein Skibus, und bei nettem Gepräch mit einem Einheimischen, der schon auf allen 4000ern gewesen war, fahren wir zum Bahnhof, wo wir uns umziehen. Nach einer Rösti im Restaurant Ross-Stall nehmen wir den 17:37 Zug und fahren bequem, satt und zufrieden über Bern nach Zürich.


Gipfel:           Nordend

Route:

Von der Monte Rosahütte über den Silbersattel
Ausgangspunkt: Monte Rosahütte
Höhe: 4609 m
Schwierigkeit: ZS
Ausrüstung: Skitouren- und Gletscherausrüstung inkl. Steigeisen und Pickel

Karte/Führer:       

Skitourenkarte Mischabel 284S/SAC Die klassischen Skitouren