Wendenstöcke - Sternschnuppe (6c+)

Wanderstöcke, klettern, Wenden, Sternschnuppe
Der Zustieg zum Pfaffenhut ist landschaftlich schön und im Gegensatz zu anderen Wendenzustiegen sehr entspannt.

Kurz vor halb sieben fahren wir in Baden los und kommen flüssig vorwärts. Bei der Zahlstation auf dem Strässchen Richtung Wendenläger merken wir, dass unser Münz nicht für die 10 Franken reicht, so müssen wir wohl oder übel eine Busse in Kauf nehmen (die fällt dann aber mit 20 Franken auch nicht allzu hoch aus). Beim nächsten Mal sind wir vorbereitet! Der Parkplatz ist voll, viele haben hier schon übernachtet. Kurz vor halb neun wandern wir gemütlich los, erst auf dem Weg, später leichte über Felsen, eine Geröllhalde und dann die steile Wiese hinauf in Richtung Pfaffenhut. Im Gegensatz zu anderen Zustiegen an den Wendenstöcken ist derjenige zu den Routen am Pfaffenhut dank guten Fusstritten sehr entspannt. Bald kommen wir in die Sonne - man hätte also schon einiges früher losgehen können. Je höher wir kommen, desto besser wird die Aussicht; nach Wetterhorn, Mittelhorn und Rosenhorn zeigen sich auch Schreckhorn und Finsteraarhorn. Trotz gemütlichem Tempo sind wir nach 1 h 20 beim Einstieg.

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In der ersten Seillänge dominiert Wasserrillen und Plattenkletterei.

Vor uns sind noch drei weitere Seilschaften unterwegs, glücklicherweise verteilen sich diese aber auf verschiedene Routen. So steigt eine in die "Voie du Frère" ein, eine weitere in die "Patent Ochsner" und die dritte wählt die "Inuit". Wir machen uns am bequemen Einstieg der "Sternschnuppe" bereit, essen noch ausgiebig und klettern dann los. Während wir beim Aufstieg noch stark geschwitzt hatten, ist es bei leichtem Wind trotz Sonne recht frisch, so beginne ich die Kletterei im Langarmshirt und ziehe mir später sogar einen Pulli an.

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Griffarm ist auch die zweite Seillänge.

Die ersten Meter der ersten Seillänge (6a+) kenne ich noch von der Patent Ochsner - beim Mülleimerdeckel zweigt unserer Route dann ab. Wir tun uns erst etwas schwer mit der ungewohnten Platten- und Wasserillenkletterei. Die zweite Seillänge (6b) ist dann etwas steiler und griffiger, aber immer noch sehr plattig, die Leisten und Löcher abschüssig und glatt. Obwohl die Route nicht steil ist, brauche ich viel Kraft - erstens weil ich viel zu verkrampft stehe, zweitens weil man die Griffe mit offenen Finger halten muss und nicht zukrallen kann, was meine Stärke ist.

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Platten-und Wasserillenkletterei beherrscht den unteren Teil der Route.
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In der dünn gesicherten aber leichten dritten Seillänge (5c+) muss auch abgeklettert werden.

Die dritte Seillänge - eine 5c+ Traverse - steige ich dann vor. Gesichert mit einem einzigen Bohrhaken darf hier sowieso weder Vor- noch Nachsteiger stürzen... In der Mitte der Seillänge muss sogar kurz abgeklettert werden und ich jammere innerlich etwas über die Tatsache, dass der Haken erst nach dieser Stelle kommt. Die Sequenz ist dann aber leichter als sie aussieht, die Länge insgesamt nicht allzu hart bewertet und auch wirklich schön.

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In der vierten Seillänge wird die Wand steiler und griffiger.

In der vierten, sehr coolen Seillänge (6c+) herrscht äusserst spannende Kletterei an seichten Löchern vor - einige sind so gross, dass man den halben Fuss darin versenken kann - nur sieht man sie von oben oft nicht mehr. Aber auch Verschneidungen und Piazschuppen findet man hier - super! Unterdessen habe ich mich an den Fels gewöhnt und die Kletterei macht Spass. Während ich die ersten zwei Seillänge recht hart fand für den Grad, erscheint mir die Bewertung bei dieser Seillänge ok bis eher soft. Die Crux in der nächste Seillänge (6b+) - ein weiter Zug nach links an ein abschüssiges Loch - fällt dann mir wieder eher schwer. Im Allgemeinen empfinde ich kaum einen Unterschied in der Schwierigkeit der 6b- und 6c+ Seillängen, alle hätte ich jetzt mit nicht allzu harten 6c bewertet.

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Die eher weiten Hakenabstände können manchmal mit Cams entschärft werden.

Die sechste Seillänge (6a+) bietet wieder schöne Loch- und Leistenkletterei und zum Schluss eine plattige, psychisch etwas fordernde  Traverse nach rechts zum Stand. Entsprechend der geringeren Schwierigkeiten sind hier auch die Haken dünner gesäht und man sichert von Vorteil zusätzlich ab. Hier kreuzt man auch die ältere Route "Lupus". Nach einer weiteren, sich recht hart anfühlenden aber schönen 6b+ Seillänge folgt eine weitere 6c+. Diese beginnt leicht und wird dann zunehmend schwerer, wobei die Schwierigkeit vor allem darin liegt, den richtigen Weg zu finden. Die etwas steiler Crux kommt gegen Ende und ist absolut gesehen auch nicht wirklich hart, aber so allmählich ist der Saft aus den Unterarmen verschwunden.

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In der neunten Seillänge wird die Route richtig steil.

Nun wird es aber erst so richtig anstrengend, denn die neunte Seillänge (6c) beginnt richtig steil. Es gibt zwar ein paar Henkel, aber die Züge sind oft weit, längst nicht alle Griffe sind gut, und bis ich sie gefunden habe geht mir die Kraft aus. Wegen der Seildehnung muss ich die Stellen oft mehrmals klettern, weil ich nach jeder Pause wieder ein paar Meter weiter unten bin. Im frischen Zustand würde mir die Kletterei hier sicher Spass machen, aber jetzt ist es eher ein Krampf. Gegen Ende wird die Seillänge leicht und führt über schöne, griffe Wasserrillen. Allerdings merken wir beim Stand, dass wir versehentlich auf die Route "Inuit"  gewechselt haben. Ein Problem ist das aber nicht. Die drei Seillängen, die jetzt eigentlich kommen würden kenne ich schon, da sie gemeinsam mit der schon gekletterten "Patent Ochsner" sind. So folgen wir der leider etwas brüchigen 5c+ Seillänge der "Inuit" und gelangen so zu den letzten beiden Seillängen, die alle drei Routen gemeinsam haben.

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Nach einem Verhauer in der 9. Seillänge kommen wir über die "Inuit" wieder auf die Route zurück.

Auch diese kenne ich folglich von der "Patent Ochsner". Die erste (6a) ist recht kurz und beginnt etwas brüchig, wartet dann aber mit ein paar technisch spannenden Stellen auf. Schliesslich folgt noch ein Reibungslänge (6a+). Unterdessen vertraue ich meine Füssen schon viel mehr, was hier auch notwendig ist. Nach Überwinden des kleinen Bauches und ein paar leichten Metern sind wir oben. Die Kletterer aus der Patent Ochscer, die vor uns waren sind immer noch dabei die Abseilstelle zu suchen. Zum Glück kenne ich diese noch vom letzten Mal - in einem Linksbogen geht man um den Steinmann herum abwärts und findet sie  östlicher/stärker um die Felskante herum, als man das vom Topo vielleicht erwarten würde. Nach einmaligem Abseilen müssen wir etwas abklettern (hier wären 60 m Seile praktisch), dann traversieren wir über Schuttplatten nach rechts zum Felsrücken und steigen, zuletzt kurz an Fixseilen, zur nächsten Abseilstelle ab. Zügig und bequem kommen wir dann in fünfmaligem Abseilen zum Wandfuss, wobei die letzten Meter wiederum in leichter Kletterei überwunden werden müssen. Zurück bei den Rucksäcken ist es erst halb fünf und wir machen ausgiebig Rast. Nach dem Abstieg fahren wir dann zufrieden zum Hotel Grimsel, wo wir übernachten um am nächsten Tag die "Sacremotion" am Chli Bielenhorn zu klettern.

 

FAZIT: Eine sehr schöne, eher plattige Route, die aber wegen den offenen, glatten Griffen trotzdem Kraft braucht. Die 6c(+) Seillängen fand ich passend bewertet, es gibt keine wirklich harten Stellen, die leichteren Seillängen sind eher hart, bzw Wendenniveau. Insgesamt - insbesondere wenn man nicht oft auf Kalkplatten klettert ist die Route wohl fordernder als die "Patent Ochsner", die in den Schlüsselstellen super abgesichert ist.

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Ein graues Meer aus Fels :-)