Mit Holmger 28/03/21
Als der Wecker um 5:30 klingelt, kleben Eisblumen auf der Innenseite unseres Autos, in welchem wir hier am Parkplatz bei Bourg-St-Pierre übernachtet haben, nach dem wir in Dorénaz Sportklettern waren. So verzichten wir aufs Kaffee kochen draussen und geniessen stattdessen Instant-Kaffee und Müesli beziehungsweise Pasta vom Vorabend im Schlafsack. Um 6:30 starten wir im Stirnlampenlicht beim Skilift und folgen dem Trassée. An dessen Ende geht es dann dem Wanderweg/Fahrsträsschen entlang bis kurz vor die Alp Boveire d'en Bas, wobei wir auf den ersten 400 Höhenmeter immer wieder zu Fuss gehen müssen. Erstaunlich, wie wenig Schnee es hier hat!
Bis hierhin steigt die Höhenmeterzahl auf der Uhr eher träge, doch nun können wir dem Torrent d'Allèves entlang etwas direkter aufwärt ziehen. Der Schnee ist pickelhart und manchmal etwas rutschig, aber im Allgemeinen doch recht leicht zu gehen. Zunächst auf dem Moränenrücken, später im Graben südöstlich davon steigen wir weiter und gehen dann auf einer Höhe von 2700 m um den Ausläufer des Mérigner herum. Mit einem Schlag wird das Ambiente hochalpin und unsere Motivation steigt!
Wenig später erreichen wir den Glacier de Boveire und montieren das Gletschermaterial. Da die Spalten sehr gut eingeschneit sind, bleib das Seil aber im Rucksack (beziehungsweise wechselt den Träger...). Nun kommen wir auch endlich in den Genuss der wärmenden Sonne! Der Schnee ist hier trotzdem noch pulvrig und tief - zum Glück können wir einer guten, direkt angelegten Spur über den Gletscher folgen, welcher zwei steilere Abschnitte aufweist, ansonsten aber eher flach ist.
Auf 3400 m biegen wir um den Nordwestausläufer des Combin de Boveire herum und ziehen zum Skidepot bei dessen Nordgrat etwas oberhalb des Col de Panossière. Hier geniessen wir die schon jetzt sehr gute Aussicht, essen etwas, plaudern mit zwei Tourengängern aus Martigny und schnallen die Steigeisen an. Über einfache, aber teilweise etwas lose Felsen steigen dann wir über den Grat auf. Nach einem grossen, luftig zu umgehenden Gendarm geht der Fels- in einen Schneegrat, respektive eine Schneeflanke über. Das Couloir östlich des Grates kann bei entsprechenden Bedingungen auch mit Ski befahren werden.
Um viertel vor eins erreichen wir den Gipfel - trotz heute eher gemächlichem Tempo und einigen Pausen waren wir deutlich schneller als die im Führer angegebenen 7-8 h. Erstaunt bin ich auch, dass ausser uns heute nur noch zwei weitere Seilschaften auf den Boveire steigen. Der Combin de Corbassière hingegen ist vielbesucht, und einige grosse Gruppen - wohl auf einer Haute Route unterwegs- überqueren den Col de Panossiére .
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast steigen wir über den Grat zurück zum Skidepot und machen uns an die Abfahrt. Dabei geniessen wir im obersten Abschnitt 5 cm Neuschnee auf harter Unterlage. Anschliessend geht es durch leicht vom Wind geprägten aber immer noch sehr schön zu fahrenden Pulverschnee bis ans Ende des Gletschers. Nach etwa hundert Meter durch gedeckelten Schnee finden wir schliesslich um 14:00 an den südausgerichteten Hängen schönen Sulz, während die anderen Expositionen noch hartgefroren sind. Früher hätten wir also nicht dran sein müssen.
Unterhalb von 1900 m müssen wir die Schneeflecken dann zunehmend suchen und die Ski schliesslich tragen. Wir lassen es uns aber nicht nehmen, die letzten Meter auf der Skipiste bis zum Auto wieder zu fahren, wo wir dann Pasta und Kaffee kochen und dabei die Sonne geniessen - zufrieden mit der Tour und dem Tag.
Ausgangspunkt: | Bourg-St-Pierre |
Anforderungen:
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Skitechnisch ist die Tour einfach, der Fussaufstieg erfordert etwas alpine Erfahrung und Trittsicherheit (teils exponierte Kraxelei bis II) |
Höhenmeter: | 2100 m |
Material: | Skitouren- und Gletscherausrüstung, Steigeisen und Pickel |
Karte: | Swisstopo |