Gonzen - A Guats Gfühl (6c+)

Mit Calina                                                                                                                                                                                      25/09/17

Gonzen, a Guats Gfühl, klettern Mehrseillängen, Rheintal
Die ersten Seillängen überzeugen noch nicht so...

An einer hartnäckigen Fingerverletzung herumlaborierend darf ich nicht wirklich hart klettern, so kommt mir eine alpine Mehrseillänge, bei der mehr Psyche und Taktik als Physis gefragt ist, sehr gelegen. Deshalb, und auch weil ich jedesmal auf der Reise vom Bündnerland nach Zürich an die imposante Gonzen Südostwand schaue, finde ich Calinas Vorschlag, die Route "A Guats Gfühl" zu klettern, ausgezeichnet. Es dämmert gerade, als wir bei den Rieterhütten los gehen. Mehr oder weniger dem Wanderweg folgend gelangen wir zu den Leitern und von dort zum Cholplatz, von wo wir dem Weg hinauf zur Wand folgen. Dieser für ca. 70 m entlang gehend finden wir leicht den Einstieg der Route und klettern kurz nach 9:00 los. Der Fels in den ersten vier Seillängen ist nicht besonders schön - glatt und etwas schmutzig. Immer wieder ist er auch von Vegetation durchzogen, so dass die Routenfindung nicht ganz einfach ist, denn gerade in den leichten Passagen stecken keine Haken. Wir klettern überschlagend und obwohl es unsere erste gemeinsame Tour ist, harmoniert es super und wir kommen gut voran.

Gonzen, a Guats Gfühl, klettern Mehrseillängen, Rheintal
Klassische aber interessante Verschneidungskletterei in einer riesigen Wasserrinne

Die sechste Seillänge hat es dann aber schon ordentlich in sich. Sie ist mit VII oder V+ A0 angegeben. Ich finde aber nicht heraus, wie ich mich A0 über die schwierigen Stellen hätte mogeln können. Meiner Meinung nach hat die Seillänge eine zwingend zu kletternde 6b verdient - Spass macht sie aber. Die mit 6c+ bewertete, achte und eigentlich Schlüssellänge lässt sich dann aber gut p.a. überwinden. Es folgen ein paar leichtere Längen, in denen viel selber abgesichert werden muss und darf. Wir legen öfters mal grössere Cams bis Nr. 3, was wir uns vom Kalkfels gar nicht so gewohnt sind. Die 12. bis 14. Seillänge führt über leichte Felsen und Schutt, so dass wir sie zeitsparend am gestreckten Seil simultan kletternd hinter uns bringen.

Gonzen, a Guats Gfühl, klettern Mehrseillängen, Rheintal
Nicht immer ist die Orientierung ganz einfach...
Gonzen, a Guats Gfühl, klettern Mehrseillängen, Rheintal
In den oberen Seillängen ist der Fels sehr kompakt.

Es folgen zwei schöne und etwas steilere Seillängen in super kompakten Fels, die auch in einer Pläsirroute positiv überrascht hätten. Dann geht es wieder eher alpin und mit viel Seilzug weiter. Als Schlussbouquet bekommt aber jede von uns nochmals eine sehr schöne Länge. Erst klettert Calina eine für den Grad recht einfache 6a mit einer imposanten Traverse, dann darf ich nochmals in klassischer alpiner Verschneidungskletterei und vielen Gelegenheiten, Metall zu versenken bis auf den Gipfel klettern, wo ich am Gipfelkreuz Stand mache. Einfach toll, so das Routenende zu erreichen!

Gonzen, a Guats Gfühl, klettern Mehrseillängen, Rheintal
Die zweitletzten Länge wartet mit einer unschwierigen, aber imposanten Traverse auf.

Es ist erst vier Uhr, somit haben wir die 20 Seillängen schneller hinter uns gebracht als erwartet und genügend Zeit für den Abstieg und eine kurze Einkehr im Restaurant, wo wir das Auto parkiert haben. Auch wenn der Fels nicht auf der gesamten Route top Qualität hat, so finden sich neben klassischer alpiner Kletterei mit viel Gelegenheit selber abzusichern auch einige Meter "moderne" steile Kletterei. Hauptsächlich aber punktet die Route dadurch, dass sie über die gesamte Länge einer imposanten und von weit her sichtbaren Wand geht.


Charakter:

 

 

Sehr lange, imposante, alpine Route, die neben vielen vegetationsdurchzogenen Passagen auch kompakte Seillängen aufweist und ein grosses Bewegungsrepertoir abruft

Anforderung: 

 

 

Erfahrung mit mobilen Sicherungmitteln; der Vorsteiger sollte sehr solide im 6a Bereich unterwegs sein um die Route zu geniessen zu können und in vernünftiger Zeit durch zu kommen

Ausrüstung:

50 m Halbseile, 10 Exen (die Hälfte davon lang), Keile, Cams bis und mit BD 3

Topo: http://www.megusta.ch/download/docs/GonzenAEguatsGfuehl.pdf