Mit Holmger 11.&12/08/20
Das gewitterhafte Wetter verlangt nach einer kurzen und nicht allzu schweren Tour, die wir in der Besteigung des Fletschhorns über den Breitloibgrat finden. Kurz nach 8:00 wandern wir nach einem netten Gespräch mit dem "Parkplatz-Besitzer" in Simplon Egga los. In gemütlichem Tempo geht es relativ bequem auf dem Kiessträsschen hinauf bis kurz vor Rossbodustaful. Hier (1922 m), in der letzten Rechtskurve vor der Alp verlassen wir das Strässchen und überqueren einen Bach, um auf einem schönen Wanderweg der Moräne entlang aufzusteigen. Vorher aber machen wir im Schatten der hier schon recht kleinen Lärchen und Birken ausgiebig Pause.
Der Weg führt uns schliesslich auf den Kamm der Moräne, wo wir nochmals mit guter Aussicht pausieren, bevor es dann Wegspuren uns Steinmännchen folgend zum Giessernugletscher geht.
Diese ist allerdings nur mehr ein kümmerliches Firnfeld. Steil aber direkt steigen wir in Richtung Fletschhorbiwak (Bivacco Piero de Zen) auf, wobei die letzten Meter wegen des schwindenden Gletschers etwas mühsam im Geröll zurückgelegt werden müssen. Die Mühen sind aber ob der wirklich fantastisch gelegenen Unterkunft schnell vergessen.
Die frühe Ankunft hatten wir aufgrund der angesagten Gewitter so gewählt. Da diese nun doch nicht ganz bei uns vorbeikommen, haben wir viel Zeit um Schnee zu holen und zu schmelzen, zu kochen, in der Sonne zu liegen, Karten zu spielen... Es wird uns schon fast langweilig! Immer wiedermal lässt uns Steinschlag aus der Fletschhorn Nordwand aufhorchen. Diese im Sommer zu begehen wäre sicher keine gute Idee. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir auf unserer Tour in sicherem Abstand dazu über den Rossbodengletscher queren können. Nur das erste Teilstück vom Biwak bis zum Gletscher müssen wir zügig hinter uns bringen.
So seilen wir uns am nächsten Morgen schon in der Hütte an und müssen so nur die Steigeisen in der Gefahrenzone montieren. Problemlos umgehen wir die Spalten und traversieren den Rossbodengletscher rechts der Abbruchzone aber noch genug weit links, um nicht vom Steinschlag betroffen zu sein. Denken wir! Plötzlich fliegen dann doch ein paar Steine recht nah an uns vorbei, und auch ein grosser Krater zeugt davon, dass der Berg auseinander fällt. Im Nachhinein würde ich nur noch im Winter oder Frühjahr hierherkommen.
Schnell steigen wir den steilen Firnhang zum Breitloibgrat hinaus, um aus der Gefahrenzone zu kommen - jetzt müssen wir uns nur noch vor den zahlreichen Blindgängern in acht nehmen... Beim Felsgrat angekommen machen wir ausgiebig Pause und geniessen die fantastische Stimmung - das schöne an kürzeren und nicht allzu fordernden Touren ist ja, dass man genau dazu Zeit hat, während man bei langen schweren Touren praktisch pausenlos Gas geben muss, um den Zeitplan einzuhalten. Das Timing ist auch perfekt, der Sonnenaufgang steht kurz bevor, und wie so oft verleiht das nicht total klare Wetter dem Himmel besonders intensive Farben.
Der Grat selbst ist dann einfach aber auch sehr brüchig - insbesondere im obersten Abschnitt, wo der Gletscher erst kürzlich abgeschmolzen ist. So sind wir nicht unglücklich darüber, bald die Firnflanke zu erreichen. Vorerst noch seilfrei, dann wegen den Gletscherspalten am Seil steigen wir über guten Trittfirn in Richtung Ostgrat auf.
Über leichte aber etwas abdrängende Felsen und eine grosse, steile Wächte erreichen wir diesen - eigentlich richtig cool, diese Passage!
Nun geht es einfach der Südflanke entlang hinunter in den Sattel und dann über leichte Felsen zum Gipfel, wo schon etliche Tourengänger sitzen, welche über den Normalweg gekommen sind. Wegen dem instabilen Wetter und der Müdigkeit, die uns noch vom Schaligrat in den Knochen sitzt, verzichten wir auf den Weiterweg zum Lagginhorn und steigen über die Westflanke ab, auch wenn uns ein paar Mädels wegen der Vereisung davon abraten.
Tatsächlich ist der Gletscher stellenweise blank, aber steil ist es nicht und es gibt eine gute Spur - also völlig problemlos. Mit Laufschuhen und Grödel aufzusteigen ist allerdings schon etwas verwegen, dass müssen auch die drei Italiener merken, die glücklicherweise noch rechtzeitig umdrehen... Wir geniessen es, einfach der Spur durch die Spaltenzone zu folgen und für einmal nicht den Weg suchen zu müssen. Es bleibt noch der eher unschöne aber zum Glück nicht allzu lange Weiterweg über lose Steine und Geröll. Kurz nach Mittag sind wir bei der Weissmieshütte, wo wir uns Bier und Kuchen gönnen und schliesslich mit der Bahn ins Tal gondeln.
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