Mit Armin 24/08/19
Obwohl im Toggenburg aufgewachsen, war ich bisher noch nie auf dem höchsten St. Galler, dem Ringelspitz. Meinem Vater geht es gleich, und nun wollen wir dies ändern. Dazu passt auch, dass das Wetter nicht allzu stabil ist und ich nach intensiven Tagen bei der Arbeit und in den Bergen mal etwas ruhiger treten und nicht allzu weit reisen möchte. So fahren an diesen Samstag kurz vor 5 Uhr in Winterthur los nach Vättis, und von dort auf den Kunkelspass, wobei wir unterwegs - praktisch per SMS - eine Fahrbewilligung lösen (Instruktionen dazu gibts beim Fahrverbot). Bei frischer Bise marschieren wir kurz vor 7 los.
Auf gutem und sehr direktem Weg gehen wir an der Ringelspitzhütte vorbei zu den Sandböden. Ich bin ziemlich beeindruckt von der Landschaft mit den grossen Kalkwänden und -fluchten - sie erinnern mich stark an das Rätikon, das ja auch nicht allzu weit weg liegt. Kurz nach den Sandböden wechseln wir auf lange Kleider und ziehen den Helm an. Der Weg verliert sich hier ab und zu im Geröll und in Schneefeldern, ist aber dank vielen Steinmänner nicht zu verfehlen.
Beim letzten steilen Schneefeld zum Mittelgrat hinauf sind Stöcke bzw. ein Leichtpickel praktisch - die Steigeisen haben wir aber zu Recht zu Hause gelassen. Vom Taminser Gletscher ist nämlich auch nur noch ein kümmerlicher Rest übrig - überquert wird dieser beim Aufstieg zum Mittelgrat nicht mehr. Nach ein paar Metern auf dem Schuttgrat markiert ein grosser Steinblock, dass hier die Kletterei beginnt und wir seilen uns an.
Die Route auf den Vorgipfel ist äusserst üppig mit neuen Bohrhaken und Abseilständen ausgerüstet. Wir gehen meist simultan und wechseln bei drei kurzen Stellen im dritten Grad auf Standplatzsicherung. Die Kletterstellen sind überraschend schön und für den Grad recht steil, der Fels gut strukturiert und kompakter als erwartet. Wirklich lässig! Klar ist nicht alles bombenfest und eine gewisse Vorsicht ist geboten. So sind wir auch froh, dass neben uns nur noch zwei weitere Seilschaften unterwegs sind.
Vom Vorgipfel steigt man auf Wegspuren in den Sattel und von dort zum Hauptgipfel auf, wobei noch eine letzte kurze, steile und luftige Kletterpassage (wiederum kletterhallenmässig abgesichert) überwunden werden darf - dann steigt man direkt beim Gipfelkreuz aus. Kurz vor 12 hier angekommen machen wir Rast und geniessen die Fernsicht, bevor diese wieder von den Wolken verdeckt wird.
Vom Gipfel seilen wir 15 Meter ab und steigen dann auf Wegspuren auf den Nordwestgrat ab. Man könnte zwar problemlos wieder über den Mittelgrat absteigen/abseilen, was vermutlich auch die schnellste Abstiegsroute ist, wir aber wollen eine Rundtour über das Tschepband machen. Um auf diese zu gelangen, müssen wir erst einige Höhenmeter über lose Steine und Schutt in die Westflanke hinunter steigen. Dank pinken Punkten, Steinmännern und Wegspuren ist die Route aber leicht zu finden und auf dem Band angekommen können wir wieder flüssig vorwärts gehen.
Das Band führt nur kaum an Höhe verlierend stets leicht unterhalb des Tschepgrates entlang bis dieser abflacht. Über einen immer breiter werdenden Schuttrücken erreicht man dann kurz vo dem Tschep eine nach Osten abfallende, breite Schuttrinne. Hier markiert ein Steinmann den Weg zurück ins Tal durch welches wir aufgestiegen sind. Etwas mühsam aber problemlos steigen wir über Geröll und Schutt zu den Sandböden ab, wobei wir kurz von einem Schneefeld profitieren können. Nun geht es wieder bequem auf gutem Weg weiter Richtung Kunkelspass. Diesmal aber lassen wir die äusserst schön gelegene Ringelspitzhütte nicht links liegen sondern machen dort eine ausgiebige Pause, bevor es an die letzten Höhenmeter zum Auto geht.
Fazit: Eine wirklich lohnenswerte, kurzweilige und trotz der 1900 Höhenmetern nicht allzu lange Tour!
Gipfel: | Ringelspitz |
Route: | Aufstieg Mittelgrat, Abstieg Tschepband |
Ausgangspunkt: | Vättis, Kunkelspass oder Ringelspitzhütte |
Höhe: | 3247 m |
Schwierigkeit: | ZS-/3c |
Material:
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30 m Seil, 3-4 Expressen; wenn viel am laufenden Seil gegangen wird, sind mehr Expressen und lange Schlingen zum Verringern des Seilzuges sehr praktisch |
Führer:
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Hochtouren Topoführer Urner, Glarner, Tessiner Alpen (Silbernagel, Silbernagel, Wullschleger) |