Nadelgrat (4034 m, 4219 m, 4241 m, 4327 m)

Mit Armin                                                                                                                                                                                                                24/07/2012

Bordierhütte, Nadelgrat
Die Bordierhütte

Schon der Zustieg zur Bordierhütte ist eine Tour wert; von Gaseried - unserem Übernachtungsort - steigt man steil durch einen dichten Wald, später vorbei an lichten Lärchen zu einer flachen Gletscherzunge, mit grossartiger Sicht auf das Bietschhorn. Nach überqueren des Gletschter gelangt man über einen mit Metallbügel versehen Steig zur gemütlichen Bordierhütte.

Am nächsten Tag geht es wie üblich früh los. Wir steigen über den Gletscher auf und queren hinüber Richtung Dirruhorn, unser erster Berg des Tages. Während alle anderen Seilschaften auf das Couloir zusteuern, halten wir an unserem Plan fest, über die weniger steinschlagexponierte Rippe aufzusteigen.

Nadelgrat, Dirruhorn-Hohberghorn-Stecknadelhorn-Nadelhorn
Blick vom Dirruhorn über den weiteren Gratverlauf: Hohberghorn-Stecknadelhorn-Nadelhorn

Das stellt sich schwerer heraus als gedacht. Besonders der erste Teil nach dem Bergschrund ist schwierig zu klettern (ich muss sogar heelhooken...) und extrem brüchig. Im Vergleich zum Führerbeschrieb fehlen hier wohl einige Meter Gletscher... Einige neue Bohrhaken lassen mich aber fortsetzen. Nach den ersten hundert Meter wird die Kletterei etwas leichter, verlangt aber immer noch viel Aufmerksamkeit und zehrt Energie. Endlich gelangen wir auf den Grat, wo das Gelände einfacher wird. Wir steigen hoch zum Dirruhorn machen kurz Schokoladerast. Den gesamten weiteren Grat überschauend stellen wir fest "das wird eine lange Tour". Unterwegs austeigen geht nicht, das Beste ist, möglichst bald weiter gehen. 

Nadelgrat Überschreitung, Hohberghorn
Im Schlussaufstieg zum Hohberghorn

Wir steigen hinab zum Sattel und dann aufwärts Richtung Hohbärghorn. Ich freue mich, das der Felsgrat von einer Schneeflanke abgelöst wird, auch wenn die unsere Schritte recht schwer sind. Das Gelände wird steiler und Schnee und Eis sind mit Felsen durchzogen - leichte Mixedkletterei ist angesagt. Das ist ziemlich anstrengend, aber auch abwechslungsreich - wir kommen gut voran und erreichen das Hohberghorn. Der Abstieg ins Hohbärgjoch ist angenehm, da meist über eine Firnflanke. Der Anstieg zum Stecknadelhorn erfolgt dann wieder meist über relativ leichte Felsen auf oder gleich neben dem Grat. Über einige Felsen steigen wir wenige Höhenmeter ab und folgen dem Firngrat Richtung Nadelhorn. Der Schlussanstieg ist wieder felsig, ein Gendarm muss überklettert werden. Hier ist nochmals etwas zupacken angesagt, im Vergleich zum Aufstieg aufs Dirruhorn kommt uns diese Stelle aber recht leicht vor.

Nadelgrat Überschreitung, Nadelhorn
Endlich auf dem letzten Gipfel, dem Nadelhorn

Von hier geht es nun leichter im gemischten Gelände der Nadelhornflanke auf den Gipfel. Wir machen wohlverdienten Rast und geniessen die Aussicht. Was für ein Glück, diese Tour bei so gutem und warmen Wetter machen zu können! Der Abstieg vom Nadelhon ins Windjoch ist angenehm, von dort auf den Riedgletscher hinunter müssen wir aber grosse Spalten umgehen. Auf dem Gletscherplateau angekommen, können wir endlich entspannen und essen etwas Brot, das ich allerdings vor Müdigkeit kaum runterkriege. Von hier ist es nicht mehr anspruchsvoll, nur noch eine Durchhaltesache. Wir wackeln über den Gletscher und kommen um etwas sechs Uhr zur Bordierhütte, wo wir nochmals was essen. Der Abstieg ins Tal bei dem wir einen anderen Weg wählen als beim Aufstieg zieht sich in die Länge. Beim Eindunkeln wandern wir  endlich auch dem Strässchen ins Dörfchen Gaseried, wo uns der Wirt des Alpenrösli noch eine Riesenportion Spaghetti kocht. Unglaublich, wieviel Platz unsere Mägen haben... Und unglaublich schön, nur noch ins Bett sinken zu müssen.

Ein Jahr später spreche ich mit einem Bergführer über die Tour und er meint, sie würden diese Tour jeweils früh im Jahr machen, wenn das rechte Couloir noch nicht steinschlaggefährdet ist. Wir haben uns die Tour durch den Aufstieg über die Rippe wohl ziemlich erschwert, zum gegebenen Zeitpunkt meiner Meinung nach aber die sicherste Variante gewählt.


Gipfel:            Dirruhorn-Hohbärghorn-Stecknadelhorn-Nadelhorn
Route: Nadelgrat-Überschreitung aufwärts
Ausgangspunkt: Bordierhütte
Höhe: 4034 m - 4219 m - 4241 m - 4327 m
Schwierigkeit: ZS, 3a
Karte/Führer: Alpinführer Walliser Alpen 4/5

 Nadelgrat (von rechts): Dirruhorn, Hohbärghorn, Stecknadelhorn, Nadelhorn
Die vier Gipfel des Nadelgrat (von rechts): Dirruhorn, Hohbärghorn, Stecknadelhorn, Nadelhorn