Ober Gabelhorn (4063 m) – Südwand

Mit Holmger                                                                                                                                                27/08/18

Matterhorn, Hochtour, Obergabelhorn, Südwand
Abendstimmung beim Arbenbiwak

Das Wallis ist von der kurzen Kaltwetterfront am Samstag (den wir sportkletternd in Lungern verbringen) am wenigsten betroffen, so ist die südexponierte Tour am Obergabelhorn, in der der Schnee schnell verschwindet, eine gute Wahl. Nach der Anreise über Täsch und Zermatt zum Schwarzsee steigen wir in gut 4h inklusive Pause erst nach Stafel ab und dann steil hinauf zum Arbenbiwak, wobei wir die morgige Tour stets im Blick haben. Die Route scheint von hier aus klar und offensichtlich... Beim Biwak geniessen wir die Sonne (und dank Bergführer-Insider-Wissen ein kühles Bier - danke Raphi!), kochen Wasser ab und essen Lauch-Gurken Suppe und Risotto mit Salami. Neben uns übernachten noch zwei geführte Seilschaften plus eine Dreierseilschaft, die alle den Arbengrat gehen wollen hier auf dem Biwak, dazu kommt ein deutsches Paar mit dem Ziel Pointe de Zinal. Ausnahmsweise ist das Biwak also mal nicht überfüllt, und da wir schon vor 20 Uhr ins Bett gehen, kommen wir zu wirklich viel Schlaf.

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Noch ist das Gelände einfach - nicht aber die Orientierung

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 4 Uhr, wir versuchen so leise wie möglich zu frühstücken und gehen dann um 4:45 bei warmen Temperaturen los. Der Weg zum Einstieg in die Wand ist einfach zu finden, doch die Traverse über das steile und zum Teil blanke Firnfeld bedingt viel Konzentration. Wir erreichen wie geplant um 5:45 den Wandfuss, doch wegen dichtem Nebel ist es noch immer recht dunkel. So klettern wir einfach mal leicht rechts haltend los. Das Gelände ist auf den ersten 200 Höhenmetern einfach, so dass wir noch seilfrei gehen können und sehr schnell voran kommen. Mir scheint aber, als würden wir uns etwas zu nahe am Arbengrat befinden. Folglich traversieren wir weiter nach rechts und entdecken endlich einen Schlaghaken (der allerdings ziemlich locker sitzt und somit eher zur Orientierung als zur Sicherung dient.)

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Nun wird die Kletterei schwieriger und der Nebel erschwert die Routenfindung

Wir klettern in einer plattigen und etwas unheimlichen da nicht absicherbaren  Länge im geschätzten oberen 4. Grad gerade nach oben, wobei wir kein weiteres fixes Material finden. Somit wissen wir weiterhin nicht genau, wo es langgeht, wir halten uns eher etwas rechts, wobei die Kletterei nun recht schwierig ist, meiner Meinung nach z.T. anhaltend im oberen 5. Grad. Einmal kommen wir an einem ziemlich neu aussehenden Stand aus Klemmkeilen vorbei, den wir dankbar nutzen. Irgendwann können wir - etwa 30 m links von uns - den steilen Turm ausmachen. Hier finden wir auch wieder drei Schlaghaken und die Schwierigkeiten passen mit dem vorgeschlagenen 4. Grad überein.

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Traverse übers Kohleband ins grosse Couloir

In zwei sehr schönen Seillängen erreichen wir das Kohleband. Entlang diesem traversieren wir erst in Gehgelände, dann in einer leichten, aber brüchigen und nicht absicherbaren Seillänge ins grosse Couloir. Hier geht es ebenfalls brüchig aber eher einfach weiter, bis wir in gutem Fels nach links traversieren und dann in einer kurzen, steilen und lässigen Seillänge mehr oder weniger direkt auf den Gipfel gelangen. Das war nun wirklich ein cooler Gipfelausstieg!

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Blick zurück von der Wellenkuppe in Richtung Gipfel, welcher leider in den Wolken ist.

Wir sind aber froh, endlich oben zu sein, denn es ist schon 14:00 Uhr  und wir sind etwas müde im Kopf. So stärken wir uns mit Cola und beschliessen, uns für den Abstieg über den Normalweg Zeit zu lassen, um diesen so sicher wie möglich zu gestalten. Vom Gipfel seilen erst über die vereisten und verschneiten Felsen und dann so weit wie möglich in die Flanke der Nordwand ab. Hier liegt zum Glück eine gute Spur, welcher wir zum Gendarmen folgen können. Über diesen drüber und an Tauen hinab geht es anschliessend wieder hinauf zur Wellenkuppe, und nach ein paar erneuten Abseilmanövern und Gehgelände entlang guter Wegspuren stehen wir schliesslich auf dem Triftgletscher.

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Abendstimmung kurz vor der Rothornhütte

In angenehmen Trittschnee folgen wir der Spur, die elegant alle Spalten umgeht, und um 19:30 können wir uns am Ende des Gletschers umarmen und alle Ausrüstung versorgen. Bei der Hütte stärken wir uns noch mit Getränken und tauschen uns mit den Bergführern aus, die über den Arbengrat hierher gekommen sind, auf welchem sie schwierige, eisige Verhältnisse vorgefunden hatten. Nun folgt eine lange Wanderung nach Zermatt - im Licht des blutroten Vollmondes. Wir fühlen uns trotz der langen Tour noch recht frisch und munter, und mit etwas Glück erwischen wir den Ersatzbus um 22:30 nach Täsch. So kommen wir schliesslich um 3:00 früh in Schlieren an. Mit 3h Schlaf wird es eine kurze Nacht, aber was macht das schon nach so einer Tour...


Gipfel:            Ober Gabelhorn
Route: Südwand
Ausgangspunkt: Arbenbiwak
Höhe: 4063 m
Schwierigkeit: S, 4b

Führer:

Hochtouren Topoführer Walliser Alpen

Unser Material:

 

50 m Seil, 4 Cams (0.3-1); zusätzlich sind aber weitere Cams plus ein Satz Keile sehr hilfreich, v.a. wenn man die Route nicht genau trifft