Undertalstock – Südgrat

Mit Jonas                                                                                                                                                                                   24/08/25

Undertalstock, Südgrat, Uri, Klettern, Bergtour, Klettertour, Steingletscher, Sustenpass
Im Zustieg durchs Obertal

Als wir kurz nach 9:00 beim Parkplatz losgehen, ist es herbstlich frisch, das Gras nass vom Tau und die Luft klar. Genau diese Bergstimmung hatte ich in den letzten Wochen vermisst – so bin ich jetzt schon zufrieden mit unserer Tourenwahl. Auf  bequemem Weg steigen wir dem Obertalbach entlang durchs Obertal auf. Bald öffnet sich der Blick auf Obertalstock und  Fünffingertsteck, aber auch auf entferntere Gipfel wie die Wetterhörner, Schreckhorn und Lauteraarhorn

Steinmännchen folgend, gehen wir am östlichen Ufer des kleinen Sees auf ca. 2500 entlang und steigen dann in den Sattel zwischen zwei Felsriegeln auf. Über eine Rinne (II) und Steinplatten erreichen wir nach einer guten Stunde entspannten Gehens den mit roter Schrift markierten Einstieg in den Südgrat. 

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Der Zustieg erfolgt über den mit einem Pfeil markierten Sattel.
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Kurze Kraxelpassage, stets gut mit Steinmännern markiert
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Tolle Aussicht auf schon bestiegene und noch zu besteigende Gipfel
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Die erste Seillänge ist noch nicht so flowig.

 

Nach einer Verpflegungspause und Ausrüsten geht es los. Die Kletterei in der ersten Seillänge (4c ) ist kniffliger, als es von unten den Anschein macht; der Fels ist geschlossen, die Griffe wenig positiv oder irgendwie falsch geschichtet, die Reibung weniger gut als erwartet. Positiv überrascht bin ich aber darüber, dass der alpine Charakter trotz der Sanierung beibehalten wurde. Die Bohrhaken sind zwar neu, aber doch genügend weit auseinander, dass man den nächsten nicht immer sieht, somit darf bei der Routenfindung durchaus etwas das Hirn benutz werden. An einem Bohrhaken mit Maillon und zwei Schlaghaken beziehe ich den ersten Standplatz – hier klettert man jedoch besser noch ein paar Meter weiter, wo sich ein mit zwei neuen Bohrhaken ausgerüsteter Standplatz befindet.

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In der ersten Seillänge
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Blick zurück, bevor ich zum Standplatz klettere; die Crux befindet sich dort, wo das Seil unter dem Überhang verschwindet.

In der zweiten Seillänge (5c+ oder 4c, 2 p.a.) folgt nach ein paar einfachen Metern die Crux. Gut abgesichert, aber doch ordentlich steil und luftig für den Grad geht es mit ein paar kräftigen Piazzügen aufwärts, bis man wieder gute Griffe in der Hand hält. Richtig toll! Wieviel leichter die Stelle wird, wenn man an den Exen zieht, ist schwer zu sagen. Ohne es ausprobiert zu haben, dünkte mich die erste Exe zu weit unten, damit sie effizient benutzt werden kann, die zweite wiederum sieht man erst, wenn man eh schon wieder gute Griffen zu fassen kriegt. Nach der Crux folgt eine kurze Traverse an einem Untergriff, bevor man  schliesslich über grossen Henkeln den bequemen Standplatz auf einem breiten Band erreicht. Eine wirklich tolle Länge!

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Jonas nach der Crux

Die dritte Seillänge (4c) ist sehr kurz, mit einer schweren Stelle gleich nach dem Standplatz (hier hätte man meines Erachtens einen Bolt setzen können, um einen Sturz auf das Band zu verhindern) und ein einer weiteren beim Aufschwung an Schuppen. Dies ist eine der wenigen Stellen, wo ich zusätzlich mit einem Cam absichere. Meist empfinde ich es entweder nicht als nötig, oder es ist aufgrund des geschlossenen Felses nicht möglich.

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Seillänge 4

Es folgt eine einfache und grasdurchzogene Länge (eher Gehgelände als 3a). Hier gehe ich am vorgesehenen Standplatz vorbei und nutze stattdessen nach ca. 45 m einen Bolt und eine Schuppe, da mir dies zur Verringerung des Seilzugs in der nächsten Länge günstiger scheint.

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Die einzige uninteressante Länge der Tour

Seillänge 5 (4c) führt steil aber gut griffig  durch eine Art Verschneidung und zuletzt um eine Gratspitze zum Standplatz in einer Scharte. Aus Spass an der Freude überklettere ich die Gratspitze, (was aber nicht sehr clever ist, da sich so das Seil beim Nachsichern in einem Riss zu verklemmen droht). Die Länge empfinde ich als deutlich leichter als die übrigen 4c-Längen.

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Am Ende der 5. Seillänge

Weiter geht es  in toller Kletterei (4a) an Zangengriffschuppen über den luftigen Grat, den man nach dem 2. Bolt nach rechts verlässt, um über eine seichte Verschneidung wieder den Grat und über diesen einen ersten Vorgipfel zu erreichen. Vom Standplatz wird nun kurz abgeklettert (3a), bevor man über einen horizontalen Grat zum Aufschwung kommt, der auf den Vorgipfel führt. Da die Abkletterstelle das Schwerste diese Länge ist, kann es Sinn machen, hier die schwächere Person vorsteigen zu lassen. 

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Die letzte (7.) Seillänge (3a) führt auf den Vorgipfel und ist einfacher, als sie aussieht; im Hintergrund der Titlis (Foto: J. Bürgler)
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Blick zurück

In einfacher Kraxelei erreichen wir den Gipfel, wo wir ausgiebig Pause machen. Leider sind unterdessen Wolken aufgezogen und die Sicht ist nicht mehr ganz so gut. Schliesslich wechseln wir auf Trailschuhe, verkürzen das Seil und machen uns an den Abstieg über den Westgrat. Eine fixe Reepschnur kurz vor der 3a-Stelle dient uns als Zwischensicherung, mit Zackenschlingen kann hier auch gut noch zusätzlich gesichert werden. 

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Leichte Kraxelei zum Gipfel
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Abstieg über den Westgrat
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Blick zurück zum Gipfel, links im Hintergrund die Fünffingersteck
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Nach der roten Reepschnur folgt eine kurze Abkletterpassage (3a).

Bereits an der ersten Ecke nach der Abkletterpassage (ca. 30 m nach der roten Reepschnur) erreicht man den ersten Abseilstand, wo wir auf einen Zwischenboden abseilen. Verwendet man ein 50 m Seil, müssen hier letzten Meter abgekraxelt werden (ca. II). Steinmännchen folgend, erreichen wir bald darauf den nächsten Abseilstand, wo wir zweimal 25 m an den Wandfuss anseilen. Auch hier reicht das 50 m relativ knapp, der Zwischenstand ist aber super bequem und die Gefahr für Seilverhänger oder Steinschlag gering.

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Der Abstieg vom Gipfel geht zügig vonstatten.

Gerade mal 10 m vom Einstieg entfernt erreichen wir den Wandfuss – man könnte also nichtbenötigtes Material gut hier deponieren. Nach einer Pause und Material Zusammenräumen steigen wir zügig ab – dieses Mal gehen wir dem westlichen Seeufer entlang. Mit 6,5 Stunden inklusive teilweise ausgiebigen  Pausen war es eine eher kurze Tour – genau wie wir das heute wollten. 

 

Fazit: Dank kurzem und unkompliziertem Zu- und Abstieg und relativ anhaltender Kletterei ist die Tour trotz ihre Kürze sehr lohnenswert, mit toller, meist flowiger Kletterei in sehr stabilen Fels, alpinem Ambiente und schönem Panorama. Obwohl Sonntag und ideales Wetter für die Tour, waren wir allein in der Route – später ist noch eine Seilschaft in die benachbarte "Ostwand" eingestiegen, eine weitere Seilschaft war in der "Bohrgeist" an den Fünffingersteck, ansonsten war niemand im Gebiet.


Gipfel:  Undertalstock
 Route: Südgrat
Ausgangspunkt: PP Sustenpassstrasse (ca. 2055 m)
Schwierigkeit: 5c+ oder 4c 2 p.a. (4c obl.)
Führer: Pläsir West Band I oder SAC-App

Material: 

 

 

 

 

 

50 m Seil; gem. Pläsir 8 Exen, Keile und Cams 0,5-2; ich würde eher 10 lange  Exen, dafür höchstens 2-3 kleine-mittlere Cams und 2-3 Zackenschlingen mitnehmen. (Wer sich bei den Hakenabständen im nicht zusätzlich absicherbaren Gelände wohl fühlt, wird wohl auch dort wenig legen, wo das gut möglich wäre.) Mit zusätzlichen Exen kann man – zusätzlich zu den Bolts – noch einige der zahlreichen Schlaghaken klippen.
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Ungefährer Routenverlauf im Aufstieg (rot) und Abstieg bis zur ersten Abseilstelle (blau)