Mit Holmger 11/02/23
Kurzbeschrieb: Was für eine Tour! Ob dem gemütlichen Zustieg und dem Trubel im Öschiwald mag zu Beginn vielleicht noch etwas Klettergartenstimmung aufkommen, doch spätestens ab Seillänge drei begibt man sich auf eine absorbierende Reise: von Zapfen zu Zapfen, an diesen hinauf, zwischendurch und rund herum, und nicht zuletzt durch zwei geräumige Höhlen mit irrwitzigen Eisstrukturen. Einfach toll!
Material: 50 Halbseile, Eisschrauben, Cams 0,3-3, Keil Nr. 10.
Wir sind mit Bizacken geklettert, was bei dem filigranen Eis sicher ein Vorteil war. Mit den Füssen muss nur einmal in einem eh schon sehr tiefen Loch angetreten werden, selbst da haben wir die Monozacken nicht vermisst.
Führer: Hot Ice - West (Urs Odermatt)
Ausgangspunkt: Parkplatz Talstation Öschinen
Zustieg: Über den Wanderweg unter die Wand und von da an entsprechender Stelle über Geröll zur Route (ca. 20 min).
SL1, 45 m, WI4: Die erste Seillänge beginnt gemütlich und wird dann steiler mit guten Hooks. Diese verschwinden dann allerdings und das Eis wird spröder. Mir fällt es hier gar nicht mal so einfach – aber so geht's mir in der ersten Seillänge irgendwie jedesmal... Zum Schluss folgt eine etwa fünf Meter lange Querung nach links. Je nach Eisverhältnissen könnte auch direkt am linken Rand aufgestiegen werden.
SL2, 30 m, WI3: Nach etwas Gehgelände folgt eine gutmütige Stufe von sechs-sieben Metern, anschliessend geht es über ein Schneefeld zum Standplatz, der sich nicht wie im Hot Ice beschrieben links, sondern rechts des weiteren Routenverlaufs befindet.
SL3, 25 m, M6: Vom gut geschützten Standplatz traversiert man einige Meter nach links. Der darauffolgende Routenverlauf hängt stark von den Eisverhältnissen ab. Bei uns verläuft die Kletterei über drei Eiszapfen und vorwiegend im Eis, ab und zu kann man im Fels (bzw. Moos) Hooken, Stützen oder mit dem Fuss rüberspreizen. Die Schwierigkeiten befinden sich heute jeweils bei den Übergängen zwischen den steilen Zapfen, da bei Ende des zu verlassenden Zapfens der kommende Zapfen noch sehr dünn und filigran ist. Bei den heutigen Verhältnissen eher WI6- statt M6. Der gut geschützte aber etwas unbequeme Standplatz befindet sich in der Zwergenhöhle.
SL4, 30 m, M6+: Das Kernstück der Route beginnt mit einer relativ einfachen Traverse durch die Höhle, deren Beginn wir mit einer Schlinge um einen dicken Eiszwerg absichern. Die erst knifflige Stelle befindet sich beim Austritt aus der Höhle. Von den im Topo und diversen Berichten beschriebenen Schlaghaken ist nichts mehr zu sehen, es finden sich aber ausreichend Platzierungen für Cams und einen 10-er Keil (danke Marcel Dettling für diese wie immer sehr verlässliche Info!). Das Material kann hier bequem stehend gelegt (bzw. wieder eingesammelt) werden.
Die gute Position hat allerdings wie immer den Nachteil, dass es etwas Überwindung kostet, davon wegzuklettern. Dies geht aber eigentlich ganz gut auf, und nach zwei-drei Zügen befindet man sich erneut in einer stabilen Position mit weiteren Absicherungsmöglichkeiten. Alles in allem finde ich die Stelle nicht besonders schwer, ich bin klettere allerdings mehrheitlich mit den Händen im Fels anstatt mit den Geräten im Riss zu hooken. Die Crux für uns ist definitiv der Wechsel nach rechts ins Eis: Der Fels überhängend, die Tritte zu weit links, die Eisgeräte müssen weit rechts des Körperschwerpunkt ins spröde, geschlossene Eis geschlagen werden und praktisch alles Gewicht tragen, da der Zapfen dort, wo die Füsse hin müssten, noch zu filigran ist. Bei dieser Seillänge gilt sicher: Je länger der Zapfen desto leichter. Nach ein paar Metern pumpiger Eiskletterei zwängt man sich zwischen zwei Zapfen durch und erreicht über flacheres Gelände den Standplatz in einer weiteren Höhle.
SL5, 45 m, WI6: Da der Zapfen der WI5-Ausstiegsroute nicht ganz nach unten gewachsen ist und einige Meter heikle Drykletterei nötig wären, um ihn zu erreichen, entschliessen wir uns für den Ausstieg der Integralvariante (WI6). Hier bekomme ich meine Grenzen klar aufgezeigt. Die ersten sieben, acht Meter gehen noch, dann bin ich so gepumpt, dass ich mich ins Seil setzen muss (was bei der Seildehnung in dieser 45 m langen Länge die Folge hat, dass ich mich jedesmal wieder mehrere Meter weiter unten finde). In dieser Jojo-Taktik arbeite ich mich hoch, es fallen ein paar Flüche, aber zumindest habe ich mir nun wirklich ein paar Nomics verdient, mit denen es sich bei dieser Steilheit kraftsparender klettern lässt als mit den Quarks.
Am Ende der Säule erreichen wir nach ein paar Metern über ein steiles Schneefeld den Ausstieg der Route (Standplatz an einem Baum) und kneten uns grinsend die harten Unterarme.
Abstieg: Zweimal über die Route bis zum Standplatz 2 abseilen, dann weitere zweimal zum Wandfuss abseilen, entweder über die Route, oder bei nachkommenden Seilschaften über die Abseilpiste.