Mit Matthias 22/06/14
Nach einer guten Nacht im Hotel Waldhaus Stöckalp geniessen wir ein super Frühstück mit Gipfeli und Brötli und machen uns kurz nach 8 Uhr auf den Weg zum Ofen. Die Finger sind noch etwas steif von der Tour "Tropf-Tropf" am Vortag, aber die Beine sind erholt und motiviert für die 1000 Höhenmeter Aufstieg. Vom Parkplatz Stöckalp folgen wir dem Wanderweg, erst über die Wiese zum Kraftwerk, dann relativ steil aber angenehm über Kuhweiden und lichte Wäldchen, bis wir nach einer guten Stunde die Alp Unter Boden erreichen (dieser Weg ist also zwar distanzmässig kürzer, aber zeitlich nicht schneller als wenn man dem Strässchen von Turrenbach folgt). Weiter geht es auf bekanntem Weg über steile Stufen und Kuhweiden, später wird es flacher und rechterhand zeigt sich der Felsriegel Nünplatten und Ofen. Wir folgen dem Stieg bis wir unterhalb der Route Halma stehen und steigen von dort über den mit Geröll durchsetzten Grashang direkt hoch zur Wand. Nun müssen wir noch ca. 100 Meter der Wand entlang nach links bis zum Einstieg der Route „Einarmiger Bandit“, den wir nach insgesamt knapp 1 h 50 erreichen. Trotz perfektem und stabilen Wetter ist heute nur noch eine weitere Seilschaft an der Wand; zwei Frauen klettern die Route „Schwarzpeter“, die sich etwas links von uns befindet. Vielen ist wohl der Zustieg zu weit.
Kurz nach 10 Uhr steigen wir in die erste Seillänge (6c) ein. Sie beginnt eher leicht und plattig, dafür kommt der erste Bohrhaken auch sehr spät. So setzt Matthias nach etwa 10 Metern einen Tricam. Die Schlüsselstelle ist kurz aber knackig und gut abgesichert. Leichter geht es dann zum Stand. Die zweite Seillänge (6a+) ist steiler, hat aber meist gute Griffe und bietet sehr schöne Kletterei. Die Hakenabstände sind nie gross, allerdings kommt der Haken oft erst nach der schwierigen Stelle (Absicht des Sanierers? Die alten Bohrlöcher befinden sich meist etwas unterhalb...). Im oberen, leichteren Teil der Seillänge werden die Abstände etwas grösser, es können aber gut mittlere Friends gelegt werden. Hier muss allerdings wegen zum Teil brüchigem Fels etwas vorsichtig geklettert werden. Es folgt eine kurze, etwas grasige Verbindungsseillänge (5b) über das Band zum Stand beim Baum, wo es dann mit dem Überhang der vierten Seillänge (7a) richtig losgeht: An einem guten Griff unter dem Dach blockierend erreicht man ein grosses, gutgriffiges Loch. An kleineren Griffen festhaltend gilt es nun, die Füsse über die Dachkante zu bringen. Hat man das geschafft geht es etwas leichter, aber superschön an scharfen Kanten, Löchern und Leisten weiter, bevor kurz vor dem Stand nochmals eine schwierigere Sektion kommt, bei der ein kleiner Bauch an etwas splittrig aussehenden Untergriffen überwunden werden muss. Die nächste Seillänge (7a+) ist weniger steil, technisch äusserst spannend und braucht viel Fingerkraft (und Haut) – mein persönlicher Favorit auf dieser Route. Sie beginnt nicht allzu schwer an Fingerlöchern bis zu zwei kleinen Aufschwüngen, die anhand von kleinen Leisten sowie Unter- und Seitengriffen überwunden werden können.
Nun folgt die schwierigste Seillänge (7b), die wiederum mit einem Dach beginnt. Die Schwierigkeit liegt hier darin, von der Dachkante in die drauffolgende Verschneidung zu gelangen. Dann geht es leichter an guten Griffen und stemmend hoch, anschliessend in schöner Kletterei rechts um die Kante, bis nochmals eine schwierige Stelle mit kleinen, scharfen Griffen kommt. Die letzte Seillänge (7a) beginnt relativ leicht und plattig, mit einer kniffligen Stelle vor dem ersten Bohrhaken. Hier kreuzt sich die Route mit dem „Schwarzpeter“. Ein leider etwas splittriges Dach muss überwunden werden, dann folgen schwierige Züge nach rechts. Der Rest der Seillänge ist etwas leichter und bietet wiederum fantastische, technisch anspruchsvolle Kletterei an scharfen Löchern und Leisten. Die letzten Züge führen uns hinauf auf den „Gipfel“ des Felsriegel, wo wir bequem und seilfrei herum gehen können. Es ist erst halb vier, so geniessen wir die Aussicht und lassen der anderen Seilschaft an der Abseilpiste den Vortritt. Nach fünfmal angenehmem Abseilen essen wir am Wandfuss Salami und Schoggi und machen uns dann auf den Abstieg. Erst über Geröllrinnen rutschend, dann recht bequem auf dem Wanderweg gelangen wir wieder zur Stöckalp, wo Kuchen und grosse Coups auf uns warten.
Charakter:
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Fantastische Route mit athletischer aber auch technisch interessanter Kletterei an Leisten und oft sehr scharfen Löchern. Bis auf die 5b-"Übergangslänge" bietet jede Seillänge sehr schöne Sequenzen in fast immer stabilem Fels. |
Ausrüstung:
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In den ersten 2 Seillängen können kleinere bis mittlere Friends hilfreich sein, später ist die Route sehr gut abgesichert. |
Führer: | Extrem Ost oder Zentralschweizer Voralpen Südwest |