Schafberg - Blues in my Shoes (7a)

Mit Matthias                                                                                                                                                                               21/05/17                                                                                                   

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An der Schafbergwand gibt es Kletterei für (fast) jeden Geschmack; von gut abgesicherten Routen in gemässigten Schwierigkeiten bis zum Extremklassiker "Kein Wasser, kein Mond".

Nach einem wettertechnisch eher instabilen April verspricht uns  der Wetterbericht nun einen trockenen Maitag mit perfekten Temperaturen für eine Mehrseillänge

am Schafberg - denken wir... Beim losmarschieren in Wildhaus geht aber eine kalte Bise und in den Bergen hängt Nebel. So ist auch das Gras beim Zustieg noch feucht und wir stellen uns darauf ein, mit Pulli und Jacke zu klettern. Nach einer Stunde kommen wir zum Wandfuss und direkt zur gut markierten Route. Wie erwartet ist viel los an der Wand, aber die Seilschaften verteilen sich gut und wir bleiben an diesem Tag die einzigen in der Route - dies obwohl sie noch ganz neu ist.

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Matthias kurz vor der Crux der 7a Länge

Ich beginne mit der ersten Länge (6b+) und muss mich dabei zuerst einmal wieder Vertrauen in die Reibung auf den Kalkplatten gewinnen. Die Kletterei ist aber schön und meist in gutem Fels - nur einmal muss man - relativ weit über dem Haken - knifflig in eine etwas brüchige Nische klettern. Nach einem Mantle auf das erdige Band erreiche ich den Stand. Matthias übernimmt die nächste Länge (7a), welche erst etwa 10 m über Gras und leichte Felsen zur kompakten Plattenwand führt, wo dann der Spass beginnt. Erst noch eher einfach, dann kontinuierlich schwieriger klettert man an kleinen Schüppchen, Müldchen und seichten Löchern aufwärts  - gute Fussarbeit und kontrollierte Bewegungen sind hier gefragt. Nach der Crux, bei der eine Durststrecke ohne gute Tritte überwunden werden muss, folgt ein Seitwärtszug nach links, dann wirds leichter und man erreicht den Stand auf dem nächsten Band.

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Ein Seilschaft in der 2. Seillänge der Route "Sandührliweg" (6a+)

Nun bin ich wieder dran (6b). Diese Länge ist  etwas steiler, dafür grossgriffiger mit schönen Bewegungen an rauen Schuppen, Henkeln und Zapfen. Ein paar Meter nach dem ersten Haken kommt eine für mich nicht ganz einfache Stelle, bis ich den guten Griff in der Hand halte. Dann wirds leichter, bleibt aber spannend, da der Routenverlauf stets etwas geplant werden will. Gegen Ende muss mal durch eine brüchig-grasige Nische geklettert werden, die nächste kann man knapp links davon umklettern, und bei der dritten befindet sich der Stand. In der vierten Seillänge (6c), die mit eher einfachen Zügen an scharfen Orgelpfeifen beginnt,  steigt Matthias wieder vor. Die Schwierigkeiten (wiederum rein technischer Natur) beschränken sich auf 2-3 kurze Einzelstellen, dazwischen darf einfach genossen werden!

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Auch die dritte Seillänge (6b) bietet schöne Kletterei, selbst wenn manchmal in die Vegetation ausgewichen werden muss.

Ich starte in die nächste, sehr plattige Seillänge (6c+). Vom Stand klettert man hier links weg, was problemloser ist als es aussieht. Nach dem ersten Haken folgt die erste schwere Stelle. Dann gehts einfacher aber grifflos weiter - der Weg will gut überlegt werden, denn zurück klettern funktioniert hier nicht... Es folgt schöne Traverse nach links, bevor dann nach einer kniffligen Stehpassage die Crux kommt: an stachligen Slopern festhaltend wird der rechte Fuss fast gleich hoch auf einen guten Tritt gesetzt und ohne was festhalten zu können darauf aufgestanden - was für ein cooler Move!! Mit der erforderlichen Überzeugung ausgeführt auch gar kein Problem. Diese aber brauchts, denn auch wenn man nicht weit über dem Haken ist, muss die Stelle zwingend geklettert werden.

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Nochmals super Kletterei in der plattigen 6c+-Länge - nie anstrengend aber technisch fordernd.

Einfacher aber doch anhaltend geht es dann zum Stand. Da wir etwas durchfroren sind und diese Seillänge das perfekte Schlussbouquet einer coolen Tour bildet, verzichten wir auf die letzte kurze Länge (6a) und seilen bequem zum Wandfuss ab, wo wir etwas essen und dann nach Wildhaus absteigen. Nun kommt endlich die Sonne und wir können sogar auf der Terrasse des gleichnamigen Restaurants Schnitzel und Pommes essen - wer hätte das gedacht! 

Lange war ich nicht mehr am Schafberg gewesen - zu Unrecht, denn auch wenn die Wand von unten recht grasdurchzogen aussieht, bietet sie perfekten, meist kompakten Kalk mit Platten, Schuppen und Wasserrillen. Auch die Route "Blues in my Shoes" (hier der link zur Erstbegehung) ist sehr empfehlenswert. Sie ist weder pumpig noch fordert sie Maximalkraft, dafür viel Fuss- und Bewegungstechnik sowie Vertrauen in die Schuhsohlen.