Mit Holmger 13/06/21
Die Route über den Triftjigrat – nicht wirklich eine Grat-, sondern vielmehr eine Nordwandtour – ist von Täsch aus gut einsehbar. Mit dem Feldstecher können wir stellenweise sogar eine Spur, aber kein Blankeis ausmachen, was uns bezüglich Verhältnisse sehr zuversichtlich stimmt. So gondeln wir gemütlich bis zur Station Trockener Steg und wandern durch teilweise sehr tiefen Schnee zur an ebendiesem Samstag neu eröffneten Gandegghütte. Unter Zuhilfenahme eines antiken, eigentlich nur zur Zierde in der Hütte aufgehängten Feldstechers planen wir die Routenwahl bis zum Triftjiplateau und geniessen anschliessend die Sonne auf der Terrasse, bevor wir uns nach einem wirklich ausgezeichneten Nachtessen sehr früh ins Bett legen.
Unsere Zimmergenossen mit dem selbem Ziel stehen schon um 01:30 auf, und ab da können wir auch nicht mehr richtig schlafen. So bewegen wir uns eine Stunde später ebenfalls aus dem Bett, essen das bereitgestellte Frühstück und machen uns um 3:30 bei warmen Temperaturen und sternenklarem Himmel an den Abstieg zum Gletscher. Da meine Stirnlampe ausgestiegen, muss ich mich mit einer auf der Hütte entliehenen Schlüsselanhänger-Taschenlampe behelfen. Zum Glück ist der Weg gut markiert und erstaunlich ausgetreten. Unten angekommen seilen wir uns an, montieren Steigeisen und überqueren den unteren Theodulgletscher in sicherem Abstand zu den grossen Querspalten. Wie schon aufgrund der fehlenden sichtbaren Spuren erwartet, liegt hier guter Trittfirn und wir kommen zügig voran, auch wenn wir ab- und zu schon mal einbrechen. Etwas südlich von Punkt 2908 m geht es dann einen steilen Schneehang hinab, wobei wir tief im nassen Schnee einsinken. Anschliessend kraxeln wir einen Geröllhang zum Triftjigletscher hinunter, um dann über Lawinenkegel in Richtung Triftjisattel aufzusteigen. Während die grossen Knollen der vermutlich am Vortag abgegangenen Gleitschneelawine eher mühsam sind, lässt es sich oberhalb davon auf der harten Oberfläche, die Lawine zurückgelassen, hat umso kraftsparender gehen.
Kurz unterhalb des Triftjisattels auf ca. 3200 m wird es hell genug, so dass ich meine Taschenlampe versorgen kann und eine Hand für das zweite Eisgerät frei habe. Wir folgen einer Lawinenrunse, in der wir nur wenig einsinken und steigen den Hang in Nähe des Felsgrates auf. Der Bergschrund ist mit einem Schritt leicht zu überwinden und wir treffen oberhalb auf die am Vortag erspähten Spuren. Ihnen folgen wir auf ca. 3400 m zum Felsgrat, wo es in gemischten Gelände brüchig, sandig aber einfach weitergeht.
Beim Erreichen des Grates tut sich eine eindrückliche Sicht auf das Monterosamassiv und die riesigen Spalten des Breithorngletschers auf. Mir macht dieser abwechslungsreiche Abschnitt auf dem Grat, wo man nur immer wenige Meter voraussehen kann, viel Spass. Das Gelände ist einfach, abgesehen von einer etwas unangenehmen, steilen und mit Kies/Sand bedeckten Platte, wo ich froh um Seilsicherung bin. Froh sind wir auch um die Spuren, denn der Schnee ist hier stellenweise sehr weich - vielen Dank an unbekannt!
Auf 3560 m erreichen wir ein Plateau, von wo aus wir praktisch den ganzen weiteren Routenverlauf sehen weiterhin sehr gut aus und wir sind viel früher dran als erwartet. Begeistert schiessen wir viele Fotos und gehen weiter.
Über einen etwas steileren Hang erreichen wir das Triftjiplateau. Der Firn ist hier hart, stellenweise sogar etwas eisig, aber problemlos. Zügig gehen wir unter dem Hängegletscher durch, auch wenn keine frischen Abbrüche zu sehen sind und die Seracs nicht sehr aktiv wirken. Vor Eisschlag geschützt machen wir eine kurze Esspause, bevor es dann in die Schlusswand geht.
Wir lassen die beiden Jungs voraus und machen uns um 7:15 an den Schlussaufstieg. Der Bergschrund ist steil, aber dank griffigem Schnee problemlos zu erklettern. Wiederum dankbar benutzen wir die meist tiefen Tritten, in welchen es sich im nassen Schnee entspannt gehen lässt. Immer wieder aber kommen Stellen mit nur dünner Schneeauflage, unter welcher sich Eis oder Felsen verbergen. Hier gilt es, Steigeisen und Eisgeräte konzentriert zu setzen, den ausrutschen darf man hier nicht. Die Wand kommt mir allerdings nie besonders steil vor, und dank griffigem Eis können gänzlich auf Eisschrauben verzichten.
Im obersten Abschnitt treffen wir vermehrt auf Felsen, die sich aber problemlos überkraxeln lassen. Der Schnee wir hier nun plötzlich pulvrig, dank der Spur jedoch immer noch einfach zu gehen. Allering brennen langsam Waden und Oberschenkel von den für meine kurzen Beine doch etwas grossen Tritten. Nach einer kurzen Linkstraverse legt sich der Hang dann zurück und wir erreichen um 8:30 erfreut den Breithorn Westgipfel.
Während sich zwischen Klein Matterhorn und Breithornplateau eine Ameisenstrasse von Bergsteigern zieht, haben wir den Gipfel nur für uns. Allerdings ist es hier zum ersten Mal auf der ganzen Tour wegen dem starken Wind ziemlich frisch. So ziehen wir uns Jacken über, wechseln die Handschuhe und marschieren noch kurz zum Mittelgipfel hinüber, wo wir ziemlich windgeschützt eine gute Rast machen können. Anschliessend steigen wir zurück zum Sattel zwischen den Gipfeln und von hier dank gut eingeschneiten Spalten direkt zum Breithornplateau. Auf dem Weg zum Klein Matterhorn treffen wir in Mitten der Massen noch drei Jungs, die ebenfalls auf der Gandegghütte übernachtet haben und wechseln ein paar Worte. Nach einem Bier (das wir und heute ausnahmsweise mal schon vor 11 gönnen) fahren wir bequem per Seilbahn zurück nach Zermatt und freuen uns über das perfekte Gelingen der wirklich abwechslungsreichen Tour und die guten Bedingungen, die dafür sehr entscheidend waren.
Gipfel: |
Breithorn Westgipfel |
Route: | Triftjigrat |
Ausgangspunkt: | Gandegghütte |
Höhe: | 4163 m |
Schwierigkeit: | S, 50 °, 3a |
Karte/Führer: |
Topoführer Walliser Alpen (Silbernagel/Wullschleger) |