Mit Holmger 17/05/25
Nach einem starken Kaffee und Müsli starten wir kurz nach 5:00 Uhr beim Parkplatz in Gasenried, wo wir übernachtet haben (5.-/Tag, gutes WC mit fliessendem Wasser vorhanden). Da die steilen Hänge im unteren Abschnitt nach den warmen Tagen bereits entladen sind, können wir uns diesen eher späteren Tourenstart leisten. Mit aufgebundenen Ski und Schuhen marschieren wir durchs schlafende Dorf, wobei wir nach der Kapelle (Punkt 1683 m) den Sommerweg wählen, der südwestlich des Riedbachs verläuft. Nach Überqueren eines Lawinenkegels geht es zuerst eher sanft, dann steiler ansteigend durch den Wald aufwärts. Der Weg ist gut zu gehen, allerdings müssen wir oft unter umgestürzten Bäume durchkriechen oder diese überklettern.
Schliesslich wird das Gelände wieder etwas flacher und ab einer Höhe von etwa 2000 m nehmen die Schneeflecken zu. Kurz nach Alpja, auf einer Höhe von etwa 2200 m, liegt dann eine geschlossenen Schneedecke (bzw. ein durchgehender Lawinenkegel ...) Wir deponieren die Laufschuhe, schlüpfen in die Skitourenschuhe und gehen mit nun leichterem Rucksack weiter.
Das Gelände wird bald steil, der Aufstieg ist aufgrund der hart gefrorenen und teilweise grossen Lawinenknollen ziemlich mühsam. Anstatt den ganzen Hang ausnutzen zu können, müssen wir dort aufsteigen, wo die Oberfläche am wenigsten von den Lawinen gezeichnet ist, was bedeutet, dass wir teilweise bei jedem zweiten Schritt eine Spitzkehre machen.
Auch wenn wir etwas mehr Kraft lassen als geplant, kommen wir gut vorwärts und wir je höher wir kommen, desto häufiger finden wir eine lawinenkegelfreie Schneeoberfläche vor. Auf einer Höhe von etwa 2770 m queren wir den Kessel des Riedgletschers, wo wir auf alte Spuren stossen.
Die auf der Karte eingezeichnete Route würde nach dem Gletscherkessel über den Ausläufer des Klein Bigerhorns zur Bordierhütte hinaufführen. Da wir nicht zur Hütte wollen, steigen wir direkter zwischen Gletscher und Felsausläufer auf. Hier kommt es zu einem etwas unangenehmen Moment, weil wir zu spät unsere Harscheisen anstecken: Unverhofft wird das steile Gelände pickelhart und ausrutschen sollte man hier nicht, denn unterhalb befindet sich ein Felsband. Schliesslich gelingt es uns, die Harscheisen zu montieren, woraufhin wir entspannt weiter aufsteigen können.
Im steilen Gelände gewinnen wir rasch und kraftsparend an Höhe. Auf etwa 3000 m legt sich das Gelände etwas zurück, und nun wieder ohne Harscheisen ziehen wir nördlich des Gletschers flach in den Talkessel in Richtung Punkt 3782. Es ist angenehm warm (oder schon fast heiss) und wir geniessen es, in dieser tollen Hochgebirgslandschaft unterwegs zu sein.
Am Vortag wurde uns erzählt, der Winterraum der Hütte sei oft überbelegt, heute jedoch ist niemand unterwegs. Mit jedem Schritt öffnet sich das Panorama weiter, der Nadelgrat leuchtet weiss verschneit, wobei die Nordwände von Hohbärghorn und Stecknadelhorn noch etwas blank sind.
Als wir unter dem Gross Bigerhorn durchqueren, wird der Schnee pulvrig. Ab und zu können wir eine alte, zugeblasene Spur ausmachen, die uns bei der Orientierung hilft. Der Schnee ist zwar nicht sehr tief, aber da etwas windgepresst doch teilweise anstrengend zu spuren. Über eine etwas steilere Stufe erreichen wir dann das obere Plateau des Riedgletschers, wo auch unser Ziel in Sichtweite kommt.
Nach einem flachen Abschnitt wird das Gelände auf einer Höhe von 3600 m steiler. Hier ist der Schnee stärker vom Wind geprägt. Ab und zu "klebt" eine alte Spur am Hang, meistens müssen wir aber selbst spuren. Der Wind der letzten Tage scheint doch stärker auf den Schnee eingewirkt haben, als allgemein erwartet – dies reflektieren wohl auch die Lawinenunfälle an Eiger und Alphubel am selben Tag. Für uns ist der Triebschnee bei der geringen Steilheit aber kein Problem und die steile Westwand runterfahren wollen wir bei dieser mit Zastrugi übersäten Schneefläche sowieso nicht.
Mal flacher, mal steiler kommen wir dem Gipfel näher, wobei wir nun doch etwas zu kämpfen haben. Unterdessen hat die Bewölkung zugenommen und mit dem kräftigen Wind ist es ziemlich frisch. Während die alte Spur auf einer Höhe von 3500 m in Richtung Windjoch zieht, steigen wir in Spitzkehren dem Nordgrat entlang zum Gipfel, wo zu meiner Überraschung einige Felsen aus dem Schnee rausschauen. Leider ist es wegen den Wolken und dem Wind nicht gemütlich genug, um lange zu verweilen. Trotzdem haben wir eine schöne Aussicht auf den Nadelgrat und auf die Nordostwand der Lenzspitze.
Nach der eher kurzen Gipfelrast machen wir uns an die Abfahrt. Zuoberst braucht der gepresste Schnee etwas Kraft, dann aber wird es immer angenehmer und leichter – teilweise liegt sogar richtig toller Pulver. Wegen den anfänglich schlechten Lichtverhältnissen sind wir froh um unsere Aufstiegsspur.
Auf etwa 3300 m wird die Sicht besser und der Schnee wechselt fliessend von Pulver zu Sulz. Die nur wenige Zentimeter aufgeweichte Schneeoberfläche bietet viel Abfahrtsgenuss bei minimaler Anstrengung – genau das richtige für unsere doch etwas müden Beine. Insbesondere die steile Stelle unterhalb der Bordierhütte ist richtig toll zu fahren. Anschliessend gelangen wir mit etwas Stöckeln über den Gletscherkessel des Riedgletschers und fahren in weiterhin perfektem Sulz bis zu den Lawinenkegeln.
Diese sind nun glücklicherweise weich und lassen sich zwar nicht gerade genussvoll, aber doch relativ leicht abfahren. Immer wieder treffen wir auf zur Bordierhütte aufsteigende Skitourengänger, mit denen wir jeweils kurz plaudern.
Schliesslich erreichen wir unser Schuhdepot, wo wir die Ski aufbinden und uns an den Fussabstieg machen. Die fast 600 Höhenmeter gehen dann erstaunlich schnell vorbei und kurz vor halb fünf sind wir zurück beim Parkplatz, wo noch reichlich Überreste unserer Familienpizza Udacia vom Vorabend auf uns warten. Während dem Essen beschliessen wir spontan, die Nacht auf Sonntag noch hier zu verbringen, um die Tour gebührend in der schöne Bergwelt ausklingen zu lassen.
Route: | Tagestour ab Gasenried |
Ausgangspunkt: | Gasenried, alternativ Bordierhütte |
Höhenmeter: | Mit Gegensteigungen ca. 2500 m |
Anforderungen:
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Ein paar kurze steilere Abschnitte, ansonsten keine besonderen technischen Schwierigkeiten |
Material: | Gletscherausrüstung, evtl. Steigeisen |
Karte: | swisstopo |