Ulrichshorn (3924 m)

Mit Holmger                                                                17/05/25

Skitour, Skihochtour, Wallis, Nadelgrat, Ulrichshorn, Tagestour, Gasenried
Start im Stirnlampenlicht, der im Morgenlicht leuchtende Nadelgrat weist den Weg.

Nach einem starken Kaffee und Müsli starten  wir kurz nach 5:00 Uhr beim Parkplatz in Gasenried, wo wir übernachtet haben (5.-/Tag, gutes WC mit fliessendem Wasser vorhanden). Da die steilen Hänge im unteren Abschnitt nach den warmen Tagen bereits entladen sind, können wir uns diesen eher späteren Tourenstart leisten. Mit aufgebundenen Ski und Schuhen marschieren wir durchs schlafende Dorf, wobei wir nach der Kapelle (Punkt 1683 m)  den Sommerweg  wählen, der südwestlich des Riedbachs verläuft. Nach Überqueren eines Lawinenkegels geht es zuerst eher sanft, dann steiler ansteigend durch den Wald aufwärts. Der Weg ist gut zu gehen, allerdings müssen wir oft unter umgestürzten Bäume durchkriechen oder diese überklettern.

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Der Wald ist von Lawinen gezeichnet – und wir anschliessend für jegliche Hindernisläufe gerüstet ...
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Abgesehen von den kreuz und quer liegenden Bäumen läuft sich der Weg jedoch bequem.

Schliesslich wird das Gelände wieder etwas flacher und ab einer Höhe von etwa 2000 m nehmen die Schneeflecken zu. Kurz nach Alpja, auf einer Höhe von etwa 2200 m, liegt dann eine geschlossenen Schneedecke (bzw. ein durchgehender Lawinenkegel ...) Wir deponieren die Laufschuhe, schlüpfen in die Skitourenschuhe und gehen mit nun leichterem Rucksack weiter. 

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Kurz vor Alpja nimmt der Schnee zu.

Das Gelände wird bald steil, der Aufstieg ist aufgrund der hart gefrorenen und teilweise grossen Lawinenknollen ziemlich mühsam. Anstatt den ganzen Hang ausnutzen zu können, müssen wir dort aufsteigen, wo die Oberfläche am wenigsten von den Lawinen gezeichnet ist, was bedeutet, dass wir teilweise bei jedem zweiten Schritt eine Spitzkehre machen.

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Lawinenkegel prägen den Aufstieg zwischen Alpja und dem Riedgletscher.
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Immerhin kann nun nichts mehr runterkommen ...
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Die Lawinenknollen sind hart und teilweise gross.

Auch wenn wir etwas mehr Kraft lassen als geplant, kommen wir gut vorwärts und wir je höher wir kommen, desto häufiger finden wir eine lawinenkegelfreie Schneeoberfläche vor. Auf einer Höhe von etwa 2770 m queren wir den Kessel des Riedgletschers, wo wir auf alte Spuren stossen.

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Immer häufiger treffen wir auf eine glatte Schneefläche. (Foto: H. Ullrich)
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Kurz vor dem Riedgletscher – nun wird der Aufstieg entspannter.
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Blick über den flachen Gletscherkessel zur Bordierhütte.
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Der Verlauf über die von uns gewählte Route zwischen Ausläufer des Klein Bigerhorn und dem Gletscher

Die auf der Karte eingezeichnete Route würde nach dem Gletscherkessel über den Ausläufer des Klein Bigerhorns zur Bordierhütte hinaufführen. Da wir nicht zur Hütte wollen, steigen wir direkter zwischen Gletscher und Felsausläufer auf. Hier kommt es zu einem etwas unangenehmen Moment, weil wir zu spät unsere Harscheisen anstecken: Unverhofft wird das steile Gelände pickelhart und ausrutschen sollte man hier nicht, denn unterhalb befindet sich ein Felsband. Schliesslich gelingt es uns, die Harscheisen zu montieren, woraufhin wir entspannt weiter aufsteigen können.

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Flach geht es nördlich des Riedgletschers in Richtung Punkt 3782 m.

Im steilen Gelände gewinnen wir rasch und kraftsparend an Höhe. Auf etwa 3000 m legt sich das Gelände etwas zurück, und nun wieder ohne Harscheisen ziehen wir nördlich des Gletschers flach in den Talkessel in Richtung Punkt 3782. Es ist angenehm warm (oder schon fast heiss) und wir geniessen es, in dieser tollen Hochgebirgslandschaft unterwegs  zu sein.

Am Vortag wurde uns erzählt, der Winterraum der Hütte sei oft überbelegt, heute jedoch ist niemand unterwegs. Mit jedem Schritt öffnet sich das Panorama weiter, der Nadelgrat leuchtet weiss verschneit, wobei die Nordwände von Hohbärghorn und Stecknadelhorn noch etwas blank sind. 

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Auf dem Riedgletscher, Blick zum Nadelgrat
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Das Ulrichshorn ganz links wirkt im Vergleich zu seinen Nachbarn direkt klein. Als Tagestour von Gasenried genügt es uns heute aber vollkommen.

Als wir unter dem Gross Bigerhorn durchqueren, wird der Schnee pulvrig. Ab und zu können wir eine alte, zugeblasene Spur ausmachen, die uns  bei der Orientierung hilft. Der Schnee ist zwar nicht sehr tief, aber da etwas windgepresst doch teilweise anstrengend zu spuren. Über eine etwas steilere Stufe erreichen wir dann das obere Plateau des Riedgletschers, wo auch unser Ziel in Sichtweite kommt. 

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Spurenreste unserer Vorgänger

Nach einem flachen Abschnitt wird das Gelände auf einer Höhe von 3600 m steiler. Hier ist der Schnee stärker vom Wind geprägt. Ab und zu "klebt" eine alte Spur am Hang, meistens müssen wir aber selbst spuren. Der Wind der letzten Tage scheint doch stärker auf den Schnee eingewirkt haben, als allgemein erwartet – dies reflektieren wohl auch die Lawinenunfälle an Eiger und Alphubel am selben Tag. Für uns ist der Triebschnee bei der geringen Steilheit aber kein Problem und die steile Westwand runterfahren wollen wir bei dieser mit Zastrugi übersäten Schneefläche sowieso nicht. 

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Blick zu Vorgipfel und Gipfel; Die Zastrugi zeugen vom starkem Nordwestwind der vergangenen Tage.

Mal flacher, mal steiler kommen wir dem Gipfel näher, wobei wir nun doch etwas zu kämpfen haben. Unterdessen hat die Bewölkung zugenommen und mit dem kräftigen Wind ist es ziemlich frisch. Während die alte Spur  auf einer Höhe von 3500 m in Richtung Windjoch zieht, steigen wir in Spitzkehren dem Nordgrat entlang zum Gipfel, wo zu meiner Überraschung einige Felsen aus dem Schnee rausschauen. Leider ist es wegen den Wolken und dem Wind nicht gemütlich genug, um lange zu verweilen. Trotzdem haben wir eine schöne Aussicht auf den Nadelgrat und auf die Nordostwand der Lenzspitze.

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Mit Ski geht es bis zum Gipfel.
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Blick in die noch ziemlich steinige Nordostwand der Lenzspitze (Foto: H. Ullrich)
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Herr Ullrich auf seinem Horn.
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All smiles beim Erreichen des Gipfels (Foto: H. Ullrich)
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Gut angezogen geht es auf die Abfahrt.

Nach der eher kurzen Gipfelrast machen wir uns an die Abfahrt. Zuoberst braucht der gepresste Schnee etwas Kraft, dann aber wird es immer angenehmer und leichter – teilweise liegt sogar richtig toller Pulver. Wegen den anfänglich schlechten Lichtverhältnissen sind wir froh um unsere Aufstiegsspur. 

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Hier wartet teilweise guter Pulverschnee.
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Dito
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Eine Aufstiegsspur und zwei Abfahrtsspuren – einmal mehr auf einer tollen Tour ganz allein unterwegs!
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Angnehm zu fahrender Sulz

Auf etwa 3300 m wird die Sicht besser und der Schnee wechselt fliessend von Pulver zu Sulz. Die nur wenige Zentimeter aufgeweichte Schneeoberfläche bietet viel Abfahrtsgenuss bei minimaler Anstrengung – genau das richtige für unsere doch etwas müden Beine. Insbesondere die steile Stelle unterhalb der Bordierhütte ist richtig toll zu fahren. Anschliessend gelangen wir mit etwas Stöckeln über den Gletscherkessel des Riedgletschers und fahren in weiterhin perfektem Sulz bis zu den Lawinenkegeln.

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Die Lawinenkegel sind unterdessen aufgeweicht und somit gut zu fahren.
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Blick nach Gasenried

Diese sind nun glücklicherweise weich und lassen sich zwar nicht gerade genussvoll, aber doch relativ leicht abfahren. Immer wieder treffen wir auf zur Bordierhütte  aufsteigende Skitourengänger, mit denen wir jeweils kurz plaudern.

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Noch ein letzter Lawinenkegel

Schliesslich erreichen wir unser Schuhdepot, wo wir die Ski aufbinden und uns an den Fussabstieg machen. Die fast 600 Höhenmeter gehen dann erstaunlich schnell vorbei und kurz vor halb fünf sind wir zurück beim Parkplatz, wo noch reichlich Überreste unserer Familienpizza Udacia vom Vorabend auf uns warten. Während dem Essen beschliessen wir spontan, die Nacht auf Sonntag noch hier zu verbringen, um die Tour gebührend in der schöne Bergwelt ausklingen zu lassen.

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Bier und Pizza an der Sonne – ein gelungener Ausklang einer tollen Tour.

Route: Tagestour ab Gasenried
Ausgangspunkt: Gasenried, alternativ Bordierhütte
Höhenmeter: Mit Gegensteigungen ca. 2500 m

Anforderungen:

 

Ein paar kurze steilere Abschnitte, ansonsten keine besonderen technischen Schwierigkeiten
Material: Gletscherausrüstung, evtl. Steigeisen 
Karte: swisstopo