Grosses Grünhorn (4043 m)

Mit Holmger                                                                                                                                                      19/05/24

Skihochtour Gross Grünhorn, Grosses Grünhorn, Mönchsjochhütte,
Mein Vater auf dem Grossen Grünhorn bei meiner zweiten Besteigung 2019 – es war sein 48. und somit letzter Schweizer 4000-er.

 

Normalerweise schreibe ich von Touren, die ich wiederhole, keinen zweiten Bericht, aber da der letzte Eintrag vom Grossen Grünhorn nun doch schon länger her ist und wir diesmal zudem einen für mich neuen Ausgang aus dem Jungfraugebiet wählen, mach ich hier eine Ausnahme.

Nach einer längeren gesundheitlich bedingten Pause solls nun also endlich wieder in die Berge gehen! Gefragt ist eine Tour, die nicht besonders lang ist und keinen weiten Hüttenzustieg oder längere Tragpassagen  bedingt. Aufgrund des wechselhaften Wetters entscheiden wir erst am Vortag, eine Tour zu machen, da sind viele Hütten an diesem Pfingstwochenende natürlich längst ausgebucht. Da die Mönchsjochhütte noch Platz hat, fällt die Wahl schliesslich auf das Grosse Grünhorn, das ich von meinen beiden letzten Touren in sehr guter Erinnerung habe und Holmger noch nicht kennt.

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Im leeren Eiger-Express reist es sich bequem.

Mit Bus, Zug, Gondel und nochmals Zug reisen wir sehr entspannt von meinem neuen Wohnort Thun aufs Jungfraujoch. Nach einem gemütlichen Spaziergang zur Mönchsjochhütte geniessen wir Kuchen, von der Hütte offerierten Apéro und feines Nachtessen mit indischer Suppe, Polenta und Dessert. Ich bin pappsatt, als ich um neun ins Bett falle. Grosses Kompliment an das Hüttenteam – trotz einer Belegung von über 100 Leuten kommt nie ein Gefühl von Hektik auf. Dank der Möglichkeit, das Frühstück flexibel zwischen 4:30 und 6:00 Uhr einzunehmen, ist auch das Bereitmachen am Morgen sehr entspannt und das Gedränge im Schuhraum bleibt aus.

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Tolle Morgenstimmung beim Frühstück
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Start im Morgenlicht

Wir entscheiden uns für einen eher späten Start mit Frühstück um 5:30 – diesmal dürfen andere spuren! So machen wir uns kurz vor halb sieben in schönstem Morgenlicht auf den Weg. Nach einer genussreichen Abfahrt in leichtem Pulverschnee über das Ewigschneefäld und etwas Gestöckel erreichen wir auf ca. 3300 m den Beginn des Aufstiegs – die richtige Stelle ist dank den mit nur wenigen Zentimetern Neuschnee bedeckten Abfahrtspuren leicht zu erkennen. Da der Gletscher sehr gut eingeschneit und die Schneedecke hart ist und weil wir alten Spuren folgen können und ich die Route kenne, verzichten wir darauf, uns anzuseilen.

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So sollte jede Skitour beginnen ...
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Mehrheitlich bequemer Anstieg dank Spur vom Vortag (Foto: H. Ullrich)

Eine weitere Seilschaft macht sich hier ebenfalls für den Aufstieg bereit, die übrigen von der Mönchsjochhütte gestarteten Teams sind hingegen etwas weiter über das Ewigschneefäld abgefahren und deshalb unterhalb von uns, so komme ich trotz spätem Start doch in den "Genuss", zu spuren. Zu Beginn ist dies aber kaum ein Mehraufwand, da ich meist der Aufstiegspur vom Vortag folgen kann.

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Blick zu den Fiescherhörner und dem Kleinen Grünhorn (Foto: H. Ullrich)
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Blick zurück und hinunter zum Ewigschneefäld (Foto: H. Ullrich)

Bei der Steilstufe um 3750 m hatte sich kürzlich ein Schneebrett gelöst – ein weiteres Zeichen dafür, dass die Lawinensituation nicht ganz so entspannt war, wie es das Bulletin vermuten liess ... Hier schicke ich Holmger kurz vor, da er mehr Power in den Beinen hat, um eine Spur in die harte Schneeoberfläche zu schlagen, die der abgerutschte Pulverschnee freigegeben hat. Anschliessend  wird es wieder flacher, bevor es schliesslich immer steiler zum Skidepot hinauf geht. Nun muss ich doch richtig arbeiten, um mich durch den tiefen Schnee zu pflügen, der die alte Spur  hier komplett gefüllt hat. 

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En paar abschüssige Stellen erfordern etwas Vorsicht.

Obwohl unser Tempo nicht so hoch ist wie üblich, sind wir immer noch die vorderste Seilschaft, und diese für den Fussaufstieg günstige Postion wollen wir nicht aufgeben. So essen und trinken wir nur kurz etwas, tauschen Ski gegen Steigeisen, ziehen eine Jacke über und stapfen los. Auch hier ist die alte Spur teilweise noch erkennbar und hilft zur Orientierung, trotzdem müssen wir ziemlich wühlen. Aufgrund des pulvrigen Schnees kommt mir der Aufstieg an zwei-drei Stellen anspruchsvoller vor als bei den letzten Besteigungen, bei denen wir jeweils eine Firnauflage vorfanden.

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Nach dem ersten Abschnitt in der Flanke folgt man dem Grat zum Gipfel.
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Blick zum Finsteraarhorn
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Blick zurück über den Gipfelgrat

Über einen Firngrat mit ausgeprägter Wächte erreichen wir schliesslich  kurz vor halb zehn und somit früher als ich erwartet hatte den Gipfel. Lange bleiben wir nicht, denn wir wissen um die vielen nachfolgenden  Tourengänger, die wir auf dem Abstieg kreuzen müssen. Zum Glück sind ausnahmslos alle sehr nett, rücksichtsvoll und vorausschauend – auch ein Bergführer mit drei Gästen am Seil wartet geduldig, bis wir eine etwas kniffligere Passage hinter uns haben. Wir kreuzen etwa 20 Leute beim Abstieg, und mit jeder Person wird die Spur etwas ausgetretener und leichter zu gehen.

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Viel Betrieb! Zu diesem Zeitpunkt sind neben uns vier absteigenden Tourengängern etwa 20 Personen im Fussaufstieg, weitere 10-15 sind noch im Skiaufstieg oder kommen vom Grünegghorn her.
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Nicht ganz perfektes Wetter bei der Abfahrt (Foto: H. Ullrich)

Leider ziehen beim Erreichen des Skidepots Wolken auf und wir stecken plötzlich im Whiteout. Wir warten etwas ab, fahren dann aber irgendwann bei mittelprächtiger Sicht doch los. Etwas schade um die tolle Kulisse, aber weitaus blöder ist es für die noch aufsteigenden Tourengänger, denn die Aussicht vom Gipfel verwehrt bleibt. Weiter unten wird die Sicht dann wieder gut. Der Schnee wechselt von Pulver zu leicht gedeckelt, anschliessend finden wir eine gut tragende Unterlage mit leichter Pulverauflage vor, die  sich angenehm fahren lässt. Wir nehmen uns viel Zeit, geniessen die Landschaft und schwatzen mit der Seilschaft, der wir schon zu Beginn des Aufstiegs begegnet sind. 

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Wieder auf dem Ewigschneefeld angekommen

Beim Konkordiaplatz verabschieden sich die beiden Jungs in Richtung Konkordiahütte, während wir vor einer Wahl stehen: Gegenanstieg zur Lötschenlücke und Abfahrt zur Fafleralp, oder Abfahrt über den Aletschgletscher und durch den Märjelentunnel zur Fiescheralp? Wir entscheiden uns schliesslich für Zweiteres, da wir diese Variante noch nicht kennen. 

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Das Eggishorn (Bildmitte) markiert unseren Ausstieg vom Aletschgletscher.

Wir fahren bzw. stöckeln über den hier etwas allzu flachen Aletschgletscher, wobei wir einer Spur folgen – leider einer falschen, wie sich herausstellen sollte ... Die Spur zieht nämlich immer mehr nach rechts. Zuerst nehme ich an, dies sei nötig, um die Spalten in Gletschermitte zu umgehen, aber als die Spur dann in Richtung Dreieckhorn hinaufzieht ist klar, dass wir falsch sind. Tja, es hilft nichts, wir müssen nach links, und weil der Gletscher hier nicht spaltenfrei ist, muss auch das Seil ran. Glücklicherweise gelingt die Querung problemlos und wir erreichen eine Spur, die in die Richtung zieht, in die wir wollen. Auf der Spur fährt sich nun zum Teil ohne grosses Zutun  und das Eggishorn, an dessen Ausläufer wir den Aletschgletscher verlassen wollen, rückt rasch näher. 

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Blick zurück über den arg flachen Aletschgletscher
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Das Eggishorn (Bildmitte) markiert unseren Ausstieg vom Aletschgletscher.

Es ist unglaublich heiss, der Schnee gleicht Wasser. Tatsächlich begegnen wir hier einer Seilschaft, die sich jetzt – kurz vor 13:00 Uhr – noch im Aufstieg zur Mönchsjochhütte befindet. Den Apéro werden die drei wohl verpassen ... Schliesslich erreichen auf ca. 2220 m den Punkt, wo wir zum Märjelen-Stausee aufsteigen müssen. Hier treffen wir auf eine französisch-portugiesische Seilschaft, die ebenfalls auf dem Grossen Grünhorn war. 

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Die französisch-portugiesische Seilschaft wartet vor dem Tunnel.

Glücklicherweise kennt einer der beiden den Eingang zum Tunnel, was uns die Suche erspart. Anhand der Karte wäre dies zwar kein wirkliches Problem gewesen – trotzdem sehr nett von den beiden, dass sie hier auf uns warten und uns auf dem Rest der Tour begleiten

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Der Eingang ist eng ...

Kurz nach 14:00 klettern wir also mit aufgebundenen Ski ins Mauseloch. Obwohl das Licht am anderen Ende schon von Anfang an sichtbar ist, dauert der Marsch fast 20 Minuten. Wieder am Tageslicht, folgt eine leicht ansteigende Traverse zur Talegga, bevor wir über schon ziemlich aufgeweichte Hänge und schliesslich über die Piste zu Punkt 2179 m abfahren. Nach einem Wiederaufstieg kommen wir kurz nach drei Uhr zur Gondelstation.

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... der Tunnel selbst aber sehr geräumig.
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Into the light (Foto: H. Ullrich)
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Von der Gondel via Rolltreppe in den Zug (Foto: H. Ullrich)

Wir nutzen die Gondelfahrt nach Fiesch, um uns umzuziehen und auf Laufschuhe zu wechseln. Eingedeckt mit Getränken reisen wir unkompliziert über Brig zurück nach Thun, wo wir uns schon fast traditionsgemäss mit einem Dürüm an die Aare setzen uns über die lang ersehnte Rückkehr in die Berge freuen.


 

Gipfel:           Grosses Grünhorn

Route:

Aufstieg über Südwestflanke, Abfahrt zur Riederalp durch Märjelentunnel
Ausgangspunkt: Mönchsjochhütte, alternativ Berglihütte oder Konkordiahütte
Höhenmeter total: ca. 1150 m
Schwierigkeit: ZS-
Ausrüstung: Skitouren- und Gletscherausrüstung inkl. Steigeisen und Pickel

Karte/Führer:  

Skitourenkarte Jungfrau 264S/Skitouren Berner Alpen Ost